Glucagon

Allgemeine Fragen und Gespräche rund um Diabetes
Benutzeravatar
Petra
Beiträge: 1035
Registriert: Mo 31. Mai 2010, 20:33
Diabetiker / Angehörige: Typ 1
Diabetes seit: 0-12-2007
Therapieform: Insulin
Pumpe-/Pen-Typ: Accu-Chek Sp. Combo
BZ-Messgerät: Accu-Chek Aviva Combo
Insulin: Novorapid
Wohnort: Engadin

Re: Glucagon

Beitrag von Petra »

Paedy hat geschrieben:Was ist denn das überhaupt, ein Hypo-Kit?
Bei sich anbahnenden Hypos reichen doch üblicherweise 2-3 Traubenzucker.
Hallo Pady
Das ist eine Glucagon-Spritze (mit laaaaanger Nadel, die man sich dann ins Bein rammen - lassen - darf). Der Gegenspieler von Insulin. Hilft einem, wenn man alleine fast nicht mehr aus dem Hypo rauskommt mit den üblichen Massnahmen wie süsse Getränke oder ähnlichem.

Herzliche Grüsse!
Petra
Solange Menschen nicht denken, dass Tiere fühlen, müssen Tiere fühlen, dass Menschen nicht denken.
Indianisches Sprichwort
Benutzeravatar
Paedy
Customer Contact Manager
Beiträge: 301
Registriert: Do 15. Nov 2012, 00:47
Diabetiker / Angehörige: Typ Unbekannt / Andere
Diabetes seit: 0- 4-2011
Therapieform: Insulin
Pumpe-/Pen-Typ: Novopen 5
BZ-Messgerät: Abbott FreeStyle Libre
Insulin: Fiasp / Lantus
Wohnort: Luzern

Re: Glucagon

Beitrag von Paedy »

Danke für die Infos
Der frühe Vogel fängt den Wurm ... aber nur die 2. Maus kriegt den Käse!
hjt_Jürgen

Re: Glucagon

Beitrag von hjt_Jürgen »

Moin Nike,

bestehende Probleme können durch ne schwere Hypo vielleicht(!) verstärkt werden. Nachgewiesen sind nach meiner Kenntnis Hirnschäden infolge Hypos im Rahmen einer Doppeldosierung bisher nicht. Und für die nach meiner Kenntnis nachgewiesenen Schädigungen braucht es ein erhebliches Vielfaches davon.

Wenn nach ner Hypo etwas auffällt, ist es - automatische Annahme - dadurch entstanden. Auf diese Weise ist mancher Diabetes ja auch schon durch manche andere Vorerkrankung "verursacht" worden - auch wenn mehr Diabetesse ohne diese Krankheiten im Vorlauf diagnostiziert werden und nach diesen Krankheiten weit überwiegend mehrheitlich kein Diabetes.

Dass wir mit ner schweren Hypo einen äußerst bemitleidenswerten Eindruck machen, ist mir klar, hab ich auch schon gemacht. Und nach dem 2. Mal hab ich mein Management so verändert, dass mir son Sch... nicht mehr passiert.
Die schwere Hypop war im diabetischen Mittelalter vor der Zeit unserer BZ-Messung und der ICT recht regelmäßiger Begleiter guter BZ-Einstellungen, wie man in jeder Schilderung aus der Zeit vor 1970 findet.

Die Entwicklung unserer Testgeräte geht übrigens darauf zurück, dass an Wochenenden, wenn die Labors in den kranken Häusern nicht besetzt waren, zwischen bewusstlosen Betrunkenen und bewusstlosen Diabetikern unterschieden werden sollte, beim alten Doc Bernstein sehr informativ nachlesbar :)

Sorry, aber ich finde nichts so abartig, wie die Hypo-Panik, die aus meiner Sicht immer größere Ausmaße annimmt und die die gesunde BZ-Steuerung ja eh schon traditionell überlagert: 2er Tabletter kriegen zumindest bei uns in D wenig bis keine Teststreifen, weil sie fachoffiziell nicht messen müssen, weil sie ja im Gegensatz zu Insulinern keine schweren Hypos kriegen können :(

Bisdann, Jürgen
Nike

Re: Glucagon

Beitrag von Nike »

hjt_Jürgen hat geschrieben:Moin Nike,

bestehende Probleme können durch ne schwere Hypo vielleicht(!) verstärkt werden. Nachgewiesen sind nach meiner Kenntnis Hirnschäden infolge Hypos im Rahmen einer Doppeldosierung bisher nicht. Und für die nach meiner Kenntnis nachgewiesenen Schädigungen braucht es ein erhebliches Vielfaches davon.

Die Entwicklung unserer Testgeräte geht übrigens darauf zurück, dass an Wochenenden, wenn die Labors in den kranken Häusern nicht besetzt waren, zwischen bewusstlosen Betrunkenen und bewusstlosen Diabetikern unterschieden werden sollte, beim alten Doc Bernstein sehr informativ nachlesbar :)

Sorry, aber ich finde nichts so abartig, wie die Hypo-Panik, die aus meiner Sicht immer größere Ausmaße annimmt und die die gesunde BZ-Steuerung ja eh schon traditionell überlagert: 2er Tabletter kriegen zumindest bei uns in D wenig bis keine Teststreifen, weil sie fachoffiziell nicht messen müssen, weil sie ja im Gegensatz zu Insulinern keine schweren Hypos kriegen können :(

Bisdann, Jürgen
http://www.diabetesclub.ch/viewtopic.php?f=11&t=1032

Da findest Du das Thema von damals.

Der Grund zur Entwicklung der Testgeräte ist noch spannend. Dass die Typ 2er in D wenige Teststreifen bekommen weiss ich von meiner Schwiegermutter. Sie fand das immer störend. Wohin gegen meine Mutter noch nie im Leben selber gemessen hat und das obwohl sie seit 14 Jahren Diabetes hat.

Grüessli Nike
hjt_Jürgen

Re: Glucagon

Beitrag von hjt_Jürgen »

Moin Nike,

danke für Deinen Link :)

Nach der groben Durchsicht der Veröffentlichungen zu möglichen Zusammenhängen von schweren Hypos und verstärkten Demenz-Erscheinungen sehe ich die Anti-Hypo-Argumentation mehrfach zusammen mit den Herzkreislauf-Gefahren aus dem vorzeitig abgebrochenen Arm der ACCORD-Studie verargumentiert. Das ist mit dem Beispiel ACCORD die TYPISCHE MEDIEN-INTERPRETATION durch Verkürzung und damit Veränderung bis hin zur völligen Verdrehung des Sachverhaltes und die möglichst sensationelle Aufmachung. Und der wird dann bis in hohe Fachkreise willig gefolgt :(

Als der intensivierte Arm der Studie mit Ziel HBA1c unter 6 in 2008 wg auffällig vieler Todesfälle (noch immer weniger, als im Vergleich außerhalb der Studie völlig normal!) abgebrochen wurde, machte als Begründung der zu niedrige Blutzucker mit den vielen schweren Hypos innerhalb von 3 Tagen die Runde um die ganze Welt und bis in die kleinste Dorfarztpraxis. Und noch heute folgt die weit überwiegende Mehrzahl aller Veröffentlichungen, die sich auf ACCORD beziehen, dieser sensationsgeilen populistischen Vorverurteilung.

Die gründliche Auswertung der Studiendaten brauchte dann 2 Jahre. Und die ergab, dass nicht von denen vermehrt gestorben waren, deren BZ so tief abgesenkt werden konnte, sondern vielmehr von denen, deren BZ sich trotz massiver Medikation nicht besonders gesenkt hatte.
"The original question underlying the study was, would rapid lowering of blood glucose be an explanation for the excess mortality rates?"
"The answer was no. People who rapidly lowered their A1c didn't have excess deaths," Riddle said. In fact, "it was the ones who couldn't bring their A1c's down that had increased mortality."
Aber das interessierte da schon praktisch niemanden mehr. Denn das hätte ja bedeutet, dass die mörderischen Hypos, die man gerade mit der Studie so schön verurteilt hatte, hätten frei gesprochen müssen. Noch dazu mit der Erklärung zum komplizierten Verfahren bei den so gepriesenen doppelt verblindeten Studien, mit dem die Daten zu ihrer endgültigen Auswertung so lange brauchen und dann, wie in diesem Fall klar erwiesen, dem sensationellen ersten Anschein völlig widersprechen können.

Der Fall ist in der Art bei weitem nicht der einzige, aber der neueste, den ich kenne, und ich hab den jetzt hier so ausgebreitet, weil er ein schönes Beispiel für die öffidenzbasierte Medizin ist, der wir gerne anhängen bis zum Opfer fallen. Öffidenzbasiert = basiert auf dem möglichst kurz & knackig publikumswirksam veröffentlichten ersten Anschein.

Will sagen: Ich kann der Hypo-Hysterie nicht folgen. Wenn schwere Hypos, wie hier angesprochen, gravierende mentale Schäden verursachen würden, wäre die Menge der Langzeit-Diabetiker bis zum Anfang der 90ger Jahre, als die Hypos mit Selbermessen und ICT weniger wurden, von mentalen Minderleistungen so auffällig gekennzeichnet gewesen, dass das niemand hätte übersehen können.

Konkret zum Glukagon-Kit:
+ So lange ich selbst betroffen bin und handeln kann, ist das Glas Cola/Fanta/.../Zuckersaft in der Wirkung deutlich schneller, als das Glukagon. Und ne doppelte Dosis Balsal kann ich im vernünftigen Rahmen nur mit regelmäßiger KH-Zufuhr im wahrsten Sinne des Wortes aufessen ;)
+ In der Rettung ist beim bewusstlosen Diabetiker ne Glukose-Infusion schneller und vor allem auch zuverlässiger, als das Glukagon, denn das braucht nach dem Spritzen ja noch ca. 20-30 Minuten bis in die Leber und muss die dann zu vermehrter Glukose-Ausgabe antreiben.
+ Wenn ich einen bewusstlosen Diabetiker vor mir habe und nicht warten mag, bis der von selbst wieder aufwacht, und wenn ich dann so ein Glukagon-Kit habe, kann ich ihm so eine Spritze in den Bauch rammen. Darf dann aber nicht zu lange warten, sonst is er womöglich von selbst schon wieder aufgewacht, bevor ich im die Spritze in den Bauch gerammt hab :(

Bisdann, Jürgen
sonnenblume
Beiträge: 649
Registriert: Mo 30. Mai 2011, 13:10
Diabetiker / Angehörige: Eltern eines Kindes mit Diabetes
Diabetes seit: 0-10-2006
Therapieform: Insulin
Pumpe-/Pen-Typ: Minimed 640G
BZ-Messgerät: Freestyle lite
Insulin: Humalog

Re: Glucagon

Beitrag von sonnenblume »

Hey Jürgen. Anscheinend hast du die Beiträge im Thread "Heute gelesen" nicht gelesen, sonst wüsstest du, das du bitte auf solch ellenlange Texte wie du ihn auch hier wieder zum besten gibst verzichten sollst. Wenn es jemanden in diesem Forum interessiert darf er mich bitte korrigieren. Ich finds einfach nur mühsam. Sorry wenn ich dir das nicht so durch die Blume sage wie Petra.
Wenn das Leben dir ein Diabetes-Monster gibt, stehe auf und spiele mit ihm!
Benutzeravatar
Petra
Beiträge: 1035
Registriert: Mo 31. Mai 2010, 20:33
Diabetiker / Angehörige: Typ 1
Diabetes seit: 0-12-2007
Therapieform: Insulin
Pumpe-/Pen-Typ: Accu-Chek Sp. Combo
BZ-Messgerät: Accu-Chek Aviva Combo
Insulin: Novorapid
Wohnort: Engadin

Re: Glucagon

Beitrag von Petra »

Nike hat geschrieben:Hallo zusammen

Eine Frage an Euch. Bezieht Ihr das Hypo-Kit beim Hausarzt? Stellt das ein Problem dar? Ich ärgere mich nämlich gerade massiv. Mein Hausarzt hat heute zu und sein Stellvertreter wollte mir so ein Hypo-Set nicht geben, weil er nur eins hat. :shock: Ich find das schon ziemlich unprofessionell, wenn eine Arztpraxis das nicht in ausreichender Menge z.B. 2 Stück zur Verfügung hat.

Grüessli Nike
Hallo hjt-Jürgen
Das war konkret die Frage von Nike.

Es ist wirklich mühsam und ziemlich Nerv aufreibend, dass du Nikes Thread nun in eine ellenlange "medizinische Studie" zur Notwendigkeit/zu den Gefahren und weiss ich noch alles zum Thema Glucagon verwandelst.

Ich weiss nicht was dich antreibt, hier so ausführlich dein Wissen kundzutun, aber viele hier haben mit den normalen Alltagsdingen genug zu tun. Und über diese Dinge möchten wir uns hier gerne austauschen. Wenn du jeden Thread in eine Studie mit 18 Links (ich weiss, das ist übertrieben) verwandelst, verleidet einem das Lesen und Schreiben im Diabetesclub gehörig. Und es täte mir wahnsinnig leid, wenn der Diabetesclub Mitglieder zugunsten von 1, 2 selbst ernannten "Fachleuten" verlieren würden.

Wir möchten und dürfen hier kein medizinisch-technisches Forum werden. Dazu fehlt uns erstens das Fachwissen (bzw. wir sind keine Ärzte), zweitens das Interesse. Wir sind ein Forum von Laien für Laien. So soll es auch bleiben. Bitte respektiere das.

Einen schönen Abend,

Petra
Solange Menschen nicht denken, dass Tiere fühlen, müssen Tiere fühlen, dass Menschen nicht denken.
Indianisches Sprichwort
Nike

Re: Glucagon

Beitrag von Nike »

hjt_Jürgen hat geschrieben: Und ne doppelte Dosis Balsal kann ich im vernünftigen Rahmen nur mit regelmäßiger KH-Zufuhr im wahrsten Sinne des Wortes aufessen ;)
Das hab ich jetzt auch daraus gelernt, dass ich, solle es nochmal passieren, nicht ins Krankenhaus gehen muss. Aber eben, gestern wusste ich nicht, wie der BZ noch verläuft und was noch passiert.

Grüessli Nike
Nike

Re: Glucagon

Beitrag von Nike »

Kleiner Nachtrag: Heute war ich beim Hausarzt und fragte ihn, wieviele Hypo-Kit er hat. Also, ein verantwortungsbewusster Hausarzt hat 1 Hypo-Kit im Notfallkoffer und eins in der Praxis.

Grüessli Nike
trucker 02

Re: Glucagon

Beitrag von trucker 02 »

Immer eins dabei haben, kann nie schaden.
Wenn die Kollegen am Arbeitsplatz, Sport, Ausgang, wissen, was zu tun ist, wenn du mal umfällst, ist es das Allerbeste.
Auch wenn Dir das nie passiert, besser eins dabei haben, und nie brauchen, als umgekehrt.

Ich war mal auf einer langen Wanderung, habe den Proviant am letzten Rastplatz verloren und war so froh, dass das Glucagon dabei war.

Uebrigens Vorsicht. Nach Alkoholkonsum wirkt es gar nicht
Antworten