Allgemeiner Diabetes?

Erzähle uns Deine Erlebnisse, Wie gehst Du mit deinem Diabetes um. Mein Kind, Partner, jemand aus meiner Familie, Bekanntenkreis hat Diabetes. Was nun?
Überläufer

Allgemeiner Diabetes?

Beitrag von Überläufer »

Hi Zusammen

Ich wollte euch mal fragen was ihr ganz allgemein über euren Diabetes sagen würdet, was bedeutet er für euch im Leben, nimmt er viel Platz ein? An welche Stelle gehört diese Krankheit in eurem Leben? Welcher Umgang sollte mit Diabetes gepflegt werden, welcher vermieden werden? Habt ihr eine Art Moto für den alltäglichen Umgang mit diese Krankheit zum weitergeben?

Bei mir würde ich sagen, als langer Typ 1 Diabetiker, der Diabetes ist eine Krankheit und gehört zum Leben, aber er macht mein Leben nicht aus. Er nimmt Platz ein aber steht, wenn irgend möglich, nie im Mittelpunkt. Und im Grunde schränkt er mich nicht im Geringsten ein.
Früher hätte ich gesagt, nach dieser Krankheit muss ich mich richten. Über die letzte Zeit habe ich für mich bemerkt, dass das nur sehr bedingt der Fall ist, nämlich nur bei "Ausrutschern": Hyper-, und Hypoglykämiesymptomen.
Aber jetzt frage ich mich, wie seht ihr das? Welches Moto vertretet ihr?

Es könnte auch für neue Diabetiker eine Chance sein, zu sehen, wie ein alltäglicher Umgang möglich ist.

Liebe Grüsse
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hut
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Re: Allgemeiner Diabetes?

Beitrag von hut »

Eine spannende und interessante Frage :thumbup:
Ich freue mich auf zahlreiche Antworten.
Mit meinem Diabetes habe ich mich zwischenzeitlich angefreundet, er gehört zu mir und wenn ich ihm nicht passe, kann er mich ja verlassen :D
Ich lebe eigentlich nach unserem Forenslogan "Diabetes? ... na und". Ich lassen mir mein Leben nicht durch den Diabetes diktieren, es gibt nichts, was ich aufgrund des Diabetes nicht machen würde. Solange ich mit dem Diabetes voll arbeitsfähig bin, nehme ich mir auch das Recht heraus, mit ihm sämtliche "Untaten" zu begehen :lol:
Ich muss meinen Diabetes kennen und ernst nehmen, damit ich ihn und nicht er mich im Griff haben kann. Also mit dem Diabetes und nicht für den Diabetes leben... Sicher gibt es mal Zeiten, während welchen in den Diabetes zum Teufel wünsche. Im grossen und ganzen habe ich mich aber gut ihm arrangiert und akzeptiere ihn als Lebensbegleiter, welche mich begleitet, aber eigentlich nicht einschränkt (nun ja, ich lasse mich nicht so leicht einschränken :mrgreen: )
Grundsätzlich erlebe ich die Fragen um Diabetes als sehr interessant und spannend. Ohne Diabetes wäre ich nicht in diesem Forum und hätte sehr viele tolle Kontakte verpasst.
Wer einen Tippfehler findet, darf ihn behalten, ich besitze noch einen genügenden Vorrat davon!
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Ottifant
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Re: Allgemeiner Diabetes?

Beitrag von Ottifant »

tja, mein Diabetes, der muss einfach überall hin mit. Oftmals will er sich auf seine Weise wehren, da braucht es Energie, damit er nicht Überhand nimmt.
Ich habe ihn akzeptiert, hätte aber Freude, wenn er sich mehr im Hintergrund halten würde, in den letzten Jahren wird er aufmüpfiger- sprich schwerer einstellbar. Und doch, er hat mir noch nie was, was ich geplant habe, unmöglich gemacht. Wenns die nächsten 36 Jahre auch so weitergeht, ist es okay. ;)
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Re: Allgemeiner Diabetes?

Beitrag von Mick »

Für mich ist mein Diabetes meistens keinerlei einschränkend und ich lebe mein Leben so wie ich es möchte. Zwischen durch wenn mein BZ, so wie momentan, einwenig spinnt, ist es nicht wirklich motivierend aber ich denke mir immer, dass es wieder besser kommt! Ich kann ja froh sein das es "nur" Diabetes ist :S
Ich richte aber mein Leben nie nach dem Diabetes!

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Re: Allgemeiner Diabetes?

Beitrag von Oli »

Also ich hatte ebenfalls eine gute Schulung von Diabetologe/ERB/ Diabetesberatung. Auch heute habe ich nach wie vor alle 3 Monate anrecht auf eine Sprechstunde bei den drei Diensten und nutze diese auch. Ich habe die Erfahrung gemacht, dass meine Ansprechspersonen auch unter einander Fragen und Probleme von mir weiterleiten und besprechen und mich danach auf den neusten Stand bringen. Ich glaube mit einer solchen Betreuung wie ich sie bis jetzt erlebt habe, könnte der Grund für eine Folgeerkrankung (fast) nur noch an einem unverantwortlichen Umgang mit der Krankheit meinerseits zusammenhängen.

Nun aber noch zum ursprünglichen Thema dieses Feeds: Für mich ist der Diabetes zu einem täglichen Begleiter geworden. Ich habe die Situation so akzeptiert und habe gelernt meine Krankheit zu handlen. Ich habe mich bis jetzt noch nie von etwas abhalten lassen wegen dem Diabetes. Ich verfolge meine Ziele, jedoch unter Einbezug der Krankheit. Denn ich habe für mich selber gemerkt: Wenn ich meinem Diabetes die nötige (aber möglichst wenig) Aufmerksamkeit schenke geht es mir besser und ich kann meine Ziele schneller und besser erreichen. Mein Lieblingsspruch: "I may have diabetes, but diabetes doesn't have me!"

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Herr_Koch
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Re: Allgemeiner Diabetes?

Beitrag von Herr_Koch »

Wenn ich mich nicht gut eingestellt fühle, dann kann ich bei einer Diabetesberatung eine Einzelschulung bekommen. Und die ist dann zwingend auf den Typ 1 ausgerichtet, weil alles andere ja sinnbefreit wäre.
Vielleicht haben wir keine vergleichbaren Angebote wie es sie in Deutschland gibt, weil die Zahl der Typ-1-Diabetiker bei uns einerseits so klein ist, dass es sich schon mal nicht so rechnet, andererseits hat auch nur ein kleiner Teil das Bedürfnis nach einer derart intensiven Schulung. Mich zum Beispiel würden keine 10 Pferde zu einem stationären Kuraufenthalt bringen, wenns denn nicht nötig ist. Und wenn die Nachfrage fehlt, wird man über kurz oder lang wieder nur 2er-Schulungen haben, um die Kurse auch füllen zu können.

Vielleicht könnte man sich überlegen, ob es sinnvoll wäre, jemanden, der sich so eine intensive Schulung wünscht, nach Deutschland zu schicken. Wäre am Ende vielleicht sogar noch günstiger, als wenn man dasselbe Angebot im Wallis anbieten würde.

Aber ja, wir hattens glaubs wirklich schon mal davon und der gemeinsame Nenner schien auch damals sehr schwer zu erreichen. ;)
Ich hab meinen HbA1c jedenfalls durch die Einzelschulung im Triemlispital in Zürich auch von 12,9 auf 5,x senken können. Ich hab mich zu Beginn auch etwas allein gelassen gefühlt, weil ich nach meiner Entlassung nur alle paar Wochen mal wieder einen Termin hatte. Und dazwischen halt selber "kücheln" musste. Im Nachhinein find ich das aber gerade gut, weil ich mich selber mit der Krankheit herumzuschlagen hatte. Und mir so die Infos suchen konnte, die relevant sind. Sportanpassung zum Beispiel brauch ich nicht, weil ich keinen Sport treibe. Hingegen interessiert mich, was ich machen muss, wenn ich mal noch eine zweite Flasche Wein bestellen möchte. Sowas traut man sich ja in Schulungen fast nicht zu fragen. So konnte ich mir meine individuelle Therapie zusammenstellen und den Diabetes in mein Leben integrieren. Was auch mein Ziel war. Mein bisheriges Leben weiterführen, soweit möglich ohne Einschränkungen durch die Krankheit. Und das ist mir, glaube ich, bisher sehr gut gelungen. Auch ohne lange Intensivschulung.

Aber das gilt nur für mich, anderen wäre vielleicht wirklich gedient mit einem derartigen Angebot. Und dann, da geb ich dir recht, sind wir vielleicht eine Servicewüste hier. Ich wehre mich bestimmt nicht, wenn solche Angebote kommen würden, im Gegenteil. Nur selber hab ich keinen Bedarf.
Atlantik

Re: Allgemeiner Diabetes?

Beitrag von Atlantik »

Es gäbe sicher einiges als Antwort, ich gebe zu bedenken, dass es sich nicht NUR um Dich und mich handelt sondern auch um Kinder, Jugendliche . Diese müssen lernen mit ihrer Krankheit umzugehen, die Ängste müssen genommen werden, denen muss erklärt werden wo Fehler auftreten können, wie man diese erkennt usw.

Bei "meinem" Lehrgang waren z.B. Jugendliche 16/17 Jahre und Kinder 9/10 Jahre (mit Eltern). Die haben alle sehr konzentriert mitgearbeitet, neben dem normalen Unterricht hatten die noch Einzelunterweisung zur Pumpemeinstellung. Die Eltern waren heilfroh eine dartige Schulung und Betreuung für ihre Kinder zu haben. Das kannst Du mir glauben. Ich habe da sehr interessante Gespräche geführt, auch mit den Kindern.
Ich war übrigens der einzige, der noch NIE an einer Schulung teilgenommen hat. Für die restlichen Teilnehmer, die schon mehrfach Schulungen hatten, war es schwer verständlich, dass ich nach Deutschland gefahren bin, wo doch "aus der Schweiz" komme. Die haben es einfach nicht geglaubt, dass es dertige Typ 1 Schulungen in der Schweiz nicht gibt.

Und alles wurde den Teilnehmern von der jeweiligen Krankenversicherung bezahlt, auch die Unterbringung der Eltern. Ich durfte ALLES selbst bezahlen, das hat mir allerdings auch keiner geglaubt.
Hinweisen kann ich noch auf die Betreuung von schwangeren Frauen mit Typ 1 Diabetes, diese konnten bis nach der Entbindung beinahe Tag und Nacht anrufen, wenn sie schwerwiegende Probleme hatten.
Wie Du siehst wird nicht nur zweitweise überhöhter Rotweinverbrauch angesprochen :-)), obwohl auch das ein Thema war.

Ich bin fest davon überzeugt, dass es etliche Teilnehmer aus der Schweiz geben könnte, wenn diese an einer derartigen oder ähnlichen Schulung teilnehmen könnten. Das Angebot ist relativ gross.
Ich bezweifle aber sehr stark, dass die Versicherungen bereit sein werden die Kosten zu tragen und das ist eben der geistige Kurzschluss.
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Herr_Koch
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Re: Allgemeiner Diabetes?

Beitrag von Herr_Koch »

Vielleicht wäre seitens der Anbieter durchaus Goodwill vorhanden, sowas Ähnliches anzubieten, wenn der Bedarf besteht. Könnte man ja mit der Diabetesgesellschaft als Dachverband anregen. Sodass vielleicht ein, zwei Intensivschulungen für 1er pro Jahr ermöglicht werden, so wie sie in Deutschland angeboten werden.
Ich bestreite den Nutzen solcher Schulungen keinesfalls, mehr wissen ist nie falsch.
Atlantik

Re: Allgemeiner Diabetes?

Beitrag von Atlantik »

Wir kommen uns langsam näher, denke ich.
Schulungsangebote gibt es reichlich und von unterschiedlicher Dauer. Allerdings habe ich nicht den geringsten Einfluss auf die Politik der Versicherungen. Man muss es auch nicht kompliziert machen. Das einfachste wäre diese Kurse generell, nach Absprache, zu erstatten.

Eine Amputation ist garantiert teurer als ein derartiger Kurs.
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hut
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Re: Allgemeiner Diabetes?

Beitrag von hut »

Bedingt durch erheblich verbesserte Möglichkeiten in der Diabetestherapie, welche Betroffenen auch in der Schweiz durch Diabetesschulungen vermittelt werden, sind diabetische Folgeschäden signifikant zurückgegangen. Ich erachte es deshalb als nicht ganz angebracht, wenn nach wie vor die Angst vor Amuputationen und weiteren diabetische Folgeerkrankungen geschürt wird.
http://www.oedg.org/pdf/Journalistensem ... thaner.pdf
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