Diät im Wandel der Zeit
Verfasst: Di 13. Feb 2018, 09:12
Dank den heutigen Diabetes-Behandlungsmöglichkeiten, haben wir als Diabetesbetroffene in der Regel eine gute Lebensqualität. Wir können uns, unter Beachtung der Kohlenhydrate, ganz normal ernähren. Das war nicht immer so….
Das Schweizer Diabetesforum http://www.diabetesclub.ch hat betreffend Diabetes-Ernährung wieder einmal einen Blick in die Vergangenheit geworfen:
DIABETES-DIÄT IM WANDEL DER ZEIT
Schon vor mehr als 3000 Jahren war in Ägypten die Zuckerkrankheit bekannt. In einer ägyptischen Schrift - dem "Papyrus Ebers" (mehr dazu https://www.facebook.com/diabetesclub.c ... =3&theater
- wurden die typischen Symptome und eine Arzneirezeptur beschrieben. Angaben zur Ernährung fehlen, obwohl diätetische Maßnahmen schon Eingang in die Medizin gefunden hatten. Möglicherweise war der Zusammenhang von Ernährung und Diabetes damals noch nicht bekannt.
Im 16. Jahrhundert behandelte Paracelsus Diabetiker mit Hungerkuren. Diese blieben auch in den folgenden Jahrhunderten eine wichtige und oft erfolgreiche Maßnahme. Zwischen verschiedenen Diabetesformen wurde dabei noch nicht unterschieden. Erst im 19. Jahrhundert stellte man dann "schwere" Diabeteserkrankungen bei jüngeren, eher schlanken oder schon untergewichtigen Menschen fest. Ältere Personen mit Übergewicht wurden eher einer "leichten" Diabeteserkrankung zugeordnet. Die wesentlichen Unterschiede von Typ-1- und Typ-2-Diabetes wurden erst viel später erkannt.
Um 1800 wendete der Arzt Rollo eine Diät an, bei der die Nährstoffe Fett und Eiweiß im Vordergrund standen. Dagegen sollten Kohlenhydrate als "Erzeuger" von Zucker nur in kleinen Mengen enthalten sein. Zum Frühstück und zum Abendessen erhielten die Patienten zum Beispiel einen halben Liter Milch mit einem halben Liter Kalkwasser, dazu Brot und Butter. Mittags gab es fettes Fleisch und Blutwurst. Das Fleisch sollte lange gelagert sein und das Fett möglichst schon ranzig. Die Bereitschaft der Diabetiker, sich so zu ernähren, war natürlich sehr gering.
Zu einer späteren Zeit folgten Ernährungsformen bei Diabetes, die einzelne Lebensmittel in den Vordergrund stellten; zum Beispiel wurden Reiskuren, Milchkuren, Kartoffelkuren oder Inulinkuren aus Topinambur, Schwarzwurzeln, Löwenzahnwurzeln usw. empfohlen. Darauf folgten Diäten mit sehr exakten Angaben über genau bezeichnete erlaubte und verbotene Lebensmittel. Der Erfolg dieser Kostform wurde gemessen an der Höhe der Zuckerausscheidung im Urin, die man inzwischen bestimmen konnte. Aber auch Hungerkuren wurden weiterhin durchgeführt.
Ab 1922 wurde die Diabetesdiät zunächst durch die Entdeckung von Insulin in den Hintergrund gerückt. Anfängliche Hoffnungen, dass Regeln in der Ernährung durch die Behandlung mit Insulin gänzlich überflüssig werden würden, erfüllten sich allerdings nicht. In den 30er Jahren wurde durch den deutschen Kinderarzt und Diabetologen Karl Stolte eine "freie Kost" propagiert: Auch Haushaltszucker war dabei nicht tabu. Urinzucker-Selbstkontrollen sollten den Betroffenen in die Lage versetzen, seine erforderliche Insulindosis (zu der Zeit ausschließlich Normalinsulin) dem Bedarf entsprechend zu ermitteln. Da damals noch keine Methoden zur Blutzucker-Selbstkontrolle zur Verfügung standen, waren die Erfolge der Behandlung begrenzt.
Als Ende der 30er Jahre Verzögerungsinsuline, die nur zweimal täglich gespritzt werden mussten, in der Behandlung von Diabetikern Einzug hielten, bedeutete dies für die Ernährung: Die Essenszeiten und die jeweiligen Kohlenhydratmengen wurden "streng" festgelegt, Veränderungen beim Essen durften nicht ohne weiteres vorgenommen werden. Wünsche und Verlangen nach Speisen außerhalb der festgelegten Zeiten und vorgegebenen Kohlenhydratmengen konnten allenfalls mit fett- und eiweißhaltigen Nahrungsmitteln befriedigt werden.
Quellen:
Waltraud Schumacher und Dr. Monika Toell
Das Schweizer Diabetesforum http://www.diabetesclub.ch hat betreffend Diabetes-Ernährung wieder einmal einen Blick in die Vergangenheit geworfen:
DIABETES-DIÄT IM WANDEL DER ZEIT
Schon vor mehr als 3000 Jahren war in Ägypten die Zuckerkrankheit bekannt. In einer ägyptischen Schrift - dem "Papyrus Ebers" (mehr dazu https://www.facebook.com/diabetesclub.c ... =3&theater
- wurden die typischen Symptome und eine Arzneirezeptur beschrieben. Angaben zur Ernährung fehlen, obwohl diätetische Maßnahmen schon Eingang in die Medizin gefunden hatten. Möglicherweise war der Zusammenhang von Ernährung und Diabetes damals noch nicht bekannt.
Im 16. Jahrhundert behandelte Paracelsus Diabetiker mit Hungerkuren. Diese blieben auch in den folgenden Jahrhunderten eine wichtige und oft erfolgreiche Maßnahme. Zwischen verschiedenen Diabetesformen wurde dabei noch nicht unterschieden. Erst im 19. Jahrhundert stellte man dann "schwere" Diabeteserkrankungen bei jüngeren, eher schlanken oder schon untergewichtigen Menschen fest. Ältere Personen mit Übergewicht wurden eher einer "leichten" Diabeteserkrankung zugeordnet. Die wesentlichen Unterschiede von Typ-1- und Typ-2-Diabetes wurden erst viel später erkannt.
Um 1800 wendete der Arzt Rollo eine Diät an, bei der die Nährstoffe Fett und Eiweiß im Vordergrund standen. Dagegen sollten Kohlenhydrate als "Erzeuger" von Zucker nur in kleinen Mengen enthalten sein. Zum Frühstück und zum Abendessen erhielten die Patienten zum Beispiel einen halben Liter Milch mit einem halben Liter Kalkwasser, dazu Brot und Butter. Mittags gab es fettes Fleisch und Blutwurst. Das Fleisch sollte lange gelagert sein und das Fett möglichst schon ranzig. Die Bereitschaft der Diabetiker, sich so zu ernähren, war natürlich sehr gering.
Zu einer späteren Zeit folgten Ernährungsformen bei Diabetes, die einzelne Lebensmittel in den Vordergrund stellten; zum Beispiel wurden Reiskuren, Milchkuren, Kartoffelkuren oder Inulinkuren aus Topinambur, Schwarzwurzeln, Löwenzahnwurzeln usw. empfohlen. Darauf folgten Diäten mit sehr exakten Angaben über genau bezeichnete erlaubte und verbotene Lebensmittel. Der Erfolg dieser Kostform wurde gemessen an der Höhe der Zuckerausscheidung im Urin, die man inzwischen bestimmen konnte. Aber auch Hungerkuren wurden weiterhin durchgeführt.
Ab 1922 wurde die Diabetesdiät zunächst durch die Entdeckung von Insulin in den Hintergrund gerückt. Anfängliche Hoffnungen, dass Regeln in der Ernährung durch die Behandlung mit Insulin gänzlich überflüssig werden würden, erfüllten sich allerdings nicht. In den 30er Jahren wurde durch den deutschen Kinderarzt und Diabetologen Karl Stolte eine "freie Kost" propagiert: Auch Haushaltszucker war dabei nicht tabu. Urinzucker-Selbstkontrollen sollten den Betroffenen in die Lage versetzen, seine erforderliche Insulindosis (zu der Zeit ausschließlich Normalinsulin) dem Bedarf entsprechend zu ermitteln. Da damals noch keine Methoden zur Blutzucker-Selbstkontrolle zur Verfügung standen, waren die Erfolge der Behandlung begrenzt.
Als Ende der 30er Jahre Verzögerungsinsuline, die nur zweimal täglich gespritzt werden mussten, in der Behandlung von Diabetikern Einzug hielten, bedeutete dies für die Ernährung: Die Essenszeiten und die jeweiligen Kohlenhydratmengen wurden "streng" festgelegt, Veränderungen beim Essen durften nicht ohne weiteres vorgenommen werden. Wünsche und Verlangen nach Speisen außerhalb der festgelegten Zeiten und vorgegebenen Kohlenhydratmengen konnten allenfalls mit fett- und eiweißhaltigen Nahrungsmitteln befriedigt werden.
Quellen:
Waltraud Schumacher und Dr. Monika Toell