Geschichte der Diabetologie

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hut
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Re: Geschichte der Diabetologie

Beitrag von hut »

Die Zeit vor BZ-Messgeräten
Beitrag vom 04.09.2017 / https://www.facebook.com/diabetesclub.c ... =3&theater

Die Uroskopie oder Harnschau ist die Betrachtung und Prüfung von Urin zu diagnostischen Zwecken (Urognostik). Sie war von der Antike bis weit in die frühe Neuzeit hinein das wichtigste diagnostische Mittel der Medizin im Bereich der Humoralpathologie, der Säftelehre nach Hippokrates von Kos (ca. 460 bis ca. 370 v. Chr.) und Galen von Pergamon (ca. 129 bis ca. 216 n. Chr.). Nach der Säftelehre ließen sich an der Beschaffenheit des menschlichen Urins die etwaigen vorliegenden Krankheiten des Betreffenden aufgrund der zugrundeliegenden fehlerhaften Mischung der Körpersäfte nachweisen bzw. ausschließen. Etwa seit 1500 diente die Harnschau dann vor allem der Identifizierung einer geschwächten oder übermäßigen Lebenswärme (calor vitalis) oder krankhaft veränderter Stoffe, die der Körper über den Harn auszuscheiden suchte.

Im Rahmen der klassischen Harnschau wurde der Morgenurin („beim Hahnenschrei“) nach einer ausgeklügelten Technik in einem durchsichtigen Glasgefäß (dem Matula genannten Uringlas) gesammelt. Die Matula mit der Urinprobe wurde vor Sonneneinstrahlung und anderen Wärmequellen geschützt in einem Korb dem Harnschauer oder der Harnschauerin gebracht, der bzw. die den Harn dann eingehend und manchmal auch zweimal – zunächst „frisch“ und dann nochmals nach ein oder zwei Stunden – begutachtete. Man prüfte den Urin hinsichtlich Konsistenz, Farbe und Beimengungen, zuweilen auch auf Geschmack und Geruch. 20 verschiedene Harnfarben wurden dabei meist unterschieden. Die Konsistenz teilte man in dünn, mittelmäßig oder dickflüssig ein. Des Weiteren wurde der Urin auf Beimengungen (latein. contenta = Inhaltsstoffe) untersucht, zu denen Bläschenbildung, Fetttröpfchen und sand-, blatt-, kleieartige und linsenförmige, unterschiedlich gefärbte Niederschläge, trübende Niederschläge und andere Konkremente gehörten.
Erst seit dem 17. Jahrhundert verband man einen süßen Geschmack des Urins mit dem Vorliegen eines Diabetes mellitus, der Zuckerkrankheit.
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Re: Geschichte der Diabetologie

Beitrag von hut »

Die 7 Wunder der Insulintherapie
Beitrag vom 01.010.2017 / https://www.facebook.com/diabetesclub.c ... =3&Theater

Insulin ist nach wie vor das wichtigste Antidiabetikum: Es allein wirkt lebensrettend beim Typ-1-Diabetes und gleichsam lebenserhaltend beim späten Typ-2-Diabetes. Sieben Wunder kennzeichnen die Geschichte der Insuline:

1. Banting und Best brachten 1921 das Insulin in eine injizierbare Form, nachdem einige Jahre vorher der Deutsche Zülzer sowie rumänische Autoren schon nah am Ziel gewesen waren.

2. Bereits fünf Monate später erhielt der erste Patient – ein kanadisches Kind – Insulin gespritzt und wurde vom ketoazidotischen, exsikkotischen Todeskandidaten zum blühenden Jungen.

3. In den Dreißiger und Vierziger Jahren des vorigen Jahrhunderts wurden die ersten Depotinsuline auf NPH- bzw. Surfen-Basis entwickelt.

4. In den Fünfziger und Sechziger Jahren klärte zunächst Sanger (Nobelpreisträger!) die Struktur des Insulins auf, während später eine deutsche, chinesische und amerikanische Arbeitsgruppe unabhängig voneinander Rinder-Insulin im Labor synthetisierten.

5. In den Siebziger Jahren wurde nach der Reinigung der bisherigen aus Schweine- und Rinderpankreata gewonnenen Insuline erstmals gentechnologisch durch apathogene Colibakterien bzw. Hefen das erste Humaninsulin entwickelt.

6. Einige Jahre später kamen kurz- und langwirkende Insulin-Analoga auf den Markt, die "humaner als Humaninsulin" wirkten, indem sie die beiden Insulin-Peaks der körpereigenen Insulinsekretion besser als Humaninsulin nachahmten. Die kurzwirkenden Analoga benötigen keinen Spritz-Ess-Abstand mehr und können sogar nach dem Essen gespritzt werden. Und die langwirkenden Analoga haben wie das körpereigene Insulin ein flaches Wirkprofil im Gegensatz zu dem NPH-Humaninsulin, das ein Wirkungsmaximum besitzt und deshalb eher zu Hypoglykämien und zur Gewichtszunahme führt. Derzeit sind die kurzwirkenden Analoga Lispro, Aspart und Glulisin sowie die langwirkenden Präparate Detemir, Glargin U 100 und Glargin U 300 verfügbar. Die Glargin-Präparate brauchen im Gegensatz zu Detemir in der Regel nur einmal täglich injiziert zu werden, wobei das etwas länger wirkende U 300 wegen seiner noch geringeren Hypoglykämiegefahr (besonders nachts), geringerer Variabilität und größerer Flexibilität als Glargin U 100 zu bevorzugen ist. Außerdem gibt es für Glargin u 100 die Rosenstock-, ORIGIN- und die ORIGINALE-Studie, die die fehlende nachteilige Wirkung auf das Gefäßsystem und auf die Karzinogenese nachwiesen und die – ohne erneutes AMNOG-Verfahren – auf Glargin U 300 übertragen werden können.

7. Das siebente Wunder schließlich ist die Tatsache, dass Insulin nach bald einem Jahrhundert nicht nur noch immer benutzt wird, sondern dass es an Bedeutung sogar gewonnen hat.

Sollte es alles in allem also nicht besser heißen: "Du darfst Insulin spritzen" und nicht "Du musst Insulin spritzen"?

Quelle:
Prof. Dr. med. Hellmut Mehnert in „Der Allgemeinarzt“
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Re: Geschichte der Diabetologie

Beitrag von hut »

Vom Biostator zum CGM
Beitrag vom 04.10.2017 / https://www.facebook.com/diabetesclub.c ... =3&Theater

Die Kontinuierliche Glukosemessung (CGM) und die Flash Glukosemessung (FGM) gehören in der heutigen Diabetologie zum Standard. Voraussichtlich ab 2018 wird das Closed-Loop-System in Europa Einzug halten.

Bereits in den 1960er Jahren wurde ein Enzymsensor konzipiert und mittels grosser externer Apparate, u.a. Biostator oder Glucostator genannt, in den siebziger Jahren die prinzipielle Machbarkeit eines Regelkreises für die Blutzuckerregulation mittels kontinuierlicher Insulin-Infusion bewiesen. Dennoch dauerte es weitere zwanzig Jahre, bis der erste kommerzielle Sensor am Markt war….
Biostator.png
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Re: Geschichte der Diabetologie

Beitrag von hut »

Diabetes gestern - Diabetes heute
Beitrag vom 25.10.2017 / https://www.facebook.com/diabetesclub.c ... =3&theater

Erstmals haben Dresdner Diabetes-Forscher Rhesusaffen ein künstliches Organ mit Zellen vom Schwein eingesetzt. Der kleine Bioreaktor produziert Insulin ganz nach Bedarf und senkt so den Blutzucker der Tiere.
https://tu-dresden.de/med/der-bereich/n ... ckt-naeher

Der Weg, welcher zu diesem Erfolg führte, war eindrücklich:

Am 4. April 1868 berichtet die Allgemeine Medicinische Central-Zeitung über einen 20-jährigen Mann, bei dem im März 1866 die Zuckerkrankheit manifestiert wurde. Man behandelte ihn mit täglichem Dampfbad, Lebertran, Morphium, Brechwurzel und einer zuckerfreien Diät. Der Patient verstarb am 1. Oktober 1866. Zum Erhalt des Lebens gab man zu dieser Zeit zusätzlich eine Reihe von Nährsalzen oral und rektal zum Teil in großen Gaben. Die Ernährung bestand aus reichlich Fett und Alkohol. Kohlenhydrate wurden reduziert bis ganz weggelassen.

1922 kommt zum ersten Mal Insulin in die gebeutelten Hände der Betroffenen. Plötzlich wird das langfristige Überleben mit Diabetes Typ 1 möglich. Mit der Glasspritze wird dieses Mittel ins Unterhautfettgewebe gespritzt. Dies ist der einzige Weg, da das Insulin durch die Magensäure vollständig wirkungslos gemacht wird. Das schnellwirksame Insulin – zu diesem Zeitpunkt gibt es kein Verzögerungsinsulin – wird zum Essen gespritzt.

Aktuell lesen wir, dass es Wissenschaftlern der TU Dresden erstmals weltweit gelungen ist, Rhesusaffen ein künstliches Organ mit Schweinezellen einzupflanzen. Das fünf Zentimeter große Gerät ersetzt im Affen die Bauchspeicheldrüse, die Insulin produziert. Die im Kunst-Organ eingeschlossenen Spenderzellen funktionierten auch nach einem halben Jahr noch. Stieg der Zuckerspiegel im Blut, fingen sie an, Insulin zu produzieren.
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Re: Geschichte der Diabetologie

Beitrag von hut »

Erste Insulininjektion vor 96 Jahren
Beitrag vom 11.01.2018 / https://www.facebook.com/diabetesclub.c ... =3&theater

Am 11. Januar 1922 erhielt der erste Diabetiker, der bis zum Skelett abgemagerte 14-jährige Knabe Leonard Thompson, eine Insulininjektion. Jenes Pankreasextrakt war noch nicht sehr konzentriert; es senkte den Blutzucker nicht so stark, wie man gehofft hatte. Am 23. Januar 1922 erhielt Leonard eine zweite Injektion von einem stärker gereinigten Extrakt – und sein Blutzucker sank von 29 auf 7 mmol/l ab!

Mehr zur Geschichte des Insulins:
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Re: Geschichte der Diabetologie

Beitrag von hut »

Diabetes-Diät im Wandel der Zeit
Beitrag vom 12.02.2018 / https://www.facebook.com/diabetesclub.c ... =3&theater

Schon vor mehr als 3000 Jahren war in Ägypten die Zuckerkrankheit bekannt. In einer ägyptischen Schrift - dem "Papyrus Ebers" (mehr dazu https://www.facebook.com/diabetesclub.c ... =3&theater
- wurden die typischen Symptome und eine Arzneirezeptur beschrieben. Angaben zur Ernährung fehlen, obwohl diätetische Maßnahmen schon Eingang in die Medizin gefunden hatten. Möglicherweise war der Zusammenhang von Ernährung und Diabetes damals noch nicht bekannt.

Im 16. Jahrhundert behandelte Paracelsus Diabetiker mit Hungerkuren. Diese blieben auch in den folgenden Jahrhunderten eine wichtige und oft erfolgreiche Maßnahme. Zwischen verschiedenen Diabetesformen wurde dabei noch nicht unterschieden. Erst im 19. Jahrhundert stellte man dann "schwere" Diabeteserkrankungen bei jüngeren, eher schlanken oder schon untergewichtigen Menschen fest. Ältere Personen mit Übergewicht wurden eher einer "leichten" Diabeteserkrankung zugeordnet. Die wesentlichen Unterschiede von Typ-1- und Typ-2-Diabetes wurden erst viel später erkannt.

Um 1800 wendete der Arzt Rollo eine Diät an, bei der die Nährstoffe Fett und Eiweiß im Vordergrund standen. Dagegen sollten Kohlenhydrate als "Erzeuger" von Zucker nur in kleinen Mengen enthalten sein. Zum Frühstück und zum Abendessen erhielten die Patienten zum Beispiel einen halben Liter Milch mit einem halben Liter Kalkwasser, dazu Brot und Butter. Mittags gab es fettes Fleisch und Blutwurst. Das Fleisch sollte lange gelagert sein und das Fett möglichst schon ranzig. Die Bereitschaft der Diabetiker, sich so zu ernähren, war natürlich sehr gering.

Zu einer späteren Zeit folgten Ernährungsformen bei Diabetes, die einzelne Lebensmittel in den Vordergrund stellten; zum Beispiel wurden Reiskuren, Milchkuren, Kartoffelkuren oder Inulinkuren aus Topinambur, Schwarzwurzeln, Löwenzahnwurzeln usw. empfohlen. Darauf folgten Diäten mit sehr exakten Angaben über genau bezeichnete erlaubte und verbotene Lebensmittel. Der Erfolg dieser Kostform wurde gemessen an der Höhe der Zuckerausscheidung im Urin, die man inzwischen bestimmen konnte. Aber auch Hungerkuren wurden weiterhin durchgeführt.

Ab 1922 wurde die Diabetesdiät zunächst durch die Entdeckung von Insulin in den Hintergrund gerückt. Anfängliche Hoffnungen, dass Regeln in der Ernährung durch die Behandlung mit Insulin gänzlich überflüssig werden würden, erfüllten sich allerdings nicht. In den 30er Jahren wurde durch den deutschen Kinderarzt und Diabetologen Karl Stolte eine "freie Kost" propagiert: Auch Haushaltszucker war dabei nicht tabu. Urinzucker-Selbstkontrollen sollten den Betroffenen in die Lage versetzen, seine erforderliche Insulindosis (zu der Zeit ausschließlich Normalinsulin) dem Bedarf entsprechend zu ermitteln. Da damals noch keine Methoden zur Blutzucker-Selbstkontrolle zur Verfügung standen, waren die Erfolge der Behandlung begrenzt.

Als Ende der 30er Jahre Verzögerungsinsuline, die nur zweimal täglich gespritzt werden mussten, in der Behandlung von Diabetikern Einzug hielten, bedeutete dies für die Ernährung: Die Essenszeiten und die jeweiligen Kohlenhydratmengen wurden "streng" festgelegt, Veränderungen beim Essen durften nicht ohne weiteres vorgenommen werden. Wünsche und Verlangen nach Speisen außerhalb der festgelegten Zeiten und vorgegebenen Kohlenhydratmengen konnten allenfalls mit fett- und eiweißhaltigen Nahrungsmitteln befriedigt werden.

Quellen:
Waltraud Schumacher und Dr. Monika Toell
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Re: Geschichte der Diabetologie

Beitrag von hut »

DER ERFOLG DER INSULINTEHRAPIE BEGANN MIT DER HÜNDIN MARJORIE
Beitrag vom 17.04.2018 / https://www.facebook.com/diabetesclub.c ... =3&Theater

Der kanadische Chirurg Frederick Grant Banting hatte beschlossen, sich dem Diabetes zu widmen, weil gerade sein Jugendfreund daran gestorben war. Da er kein Geld hatte, wandte er sich an den Physiologen John Rickard MacLeod von der Universität Toronto. Dieser stellte ihm ein Labor und einen seiner Studenten, Charles Herbert Best, zur Verfügung. Mit dem von ihnen 1921 aus der Bauchspeicheldrüse gewonnenen Stoff, den sie Isletin nannten, behandelten sie Marjorie, einen diabetischen Hund.

Marjorie war eine von Bantings und Bests Versuchs-Hunden, denen die Bauchspeicheldrüse entnommen wurden, um so einen Diabetes zuzufügen. Alle Tiere starben nach kurzer Zeit. Bis auf die Hündin Marjorie. Die Hündin erhielt täglich eine Dosis Isletin). Dies war allerdings noch nicht mit dem Insulin zu vergleichen wie wir es heute kennen, sondern war eher ein primitives fast rohes Extrakt aus tierischen Bauchspeicheldrüsen. Die Hündin Marjorie überlebte ganze 70 Tage und gilt somit als erstes Lebewesen mit Diabetes, welches durch die Behandlung mit Insulin am Leben erhalten wurden. Die Hündin starb nicht an Diabetes, sondern durch eine Infektion der Injektions-Stellen. Abszesse an den Injektions-Stellen waren keine Seltenheit, denn die Extrakte waren noch schlecht gereinigt.

Danach erhielt am 11. Januar 1922 der erste Diabetiker, der bis zum Skelett abgemagerte Knabe Leonard Thompson, eine Insulininjektion. Der Start der Insulintherapie! (Siehe auch https://www.facebook.com/diabetesclub.c ... =3&theater
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Re: Geschichte der Diabetologie

Beitrag von hut »

Als vor 60 Jahren blutzuckersenkende Tabletten in der Diabetesbehandlung aufkamen
Beitrag vom 01. Mai 2028: https://www.facebook.com/diabetesclub.c ... =3&theater

Nach der bahnbrechenden Entdeckung des Insulins im Jahr 1921 gab es nur noch einmal eine annähernd so revolutionäre Entdeckung in der Behandlung der Zuckerkrankheit: die oralen Antidiabetika, die vor rund 60 Jahren in den Handel kamen.

Bis zur Einführung der oralen Antidiabetika mussten Diabetesbrtoffene, die mit Diät allein nicht mehr genügend einzustellen waren, Insulin spritzen. Vor 60 Jahren geschah dies mit langen, ziemlich dicken Nadeln und Glasspritzen, die immer wieder ausgekocht werden mussten (https://www.facebook.com/diabetesclub.c ... =3&theater). Kein Wunder also, dass Hunderte von Diabetikern hofften, nun mit Tabletten ohne Insulin auszukommen, als man von der blutzuckersenkenden Wirkung der Sulfonamide (schwefelhaltiger Medikamente) hörte. – Es sei vorweggenommen, dass sich diese grossen Hoffnungen in den folgenden Jahrzehnten leider doch nicht ganz erfüllten.
War die Entdeckung des Insulins das Resultat gezielter Forschung, so stiess man beinahe zufällig, gleichsam als unerwünschte Nebenwirkung bei der Suche nach neuen Medikamenten, auf die blutzuckersenkende Wirkung der Sulfonamide.

Es war 1942, im Zweiten Weltkrieg, als französische Ärzte in Montpellier (Dr. Janbon und Prof. Loubatières) versuchten, Typhuskranke mit einem neuen Sulfonamid schneller, wirksamer und erfolgreicher zu behandeln. Dabei traten Nebenerscheinungen auf – Schwitzen, Kopfweh, Bewusstseinsstörungen –, die in einigen Fällen sogar zum Tode der Patienten führten. Die Versuche wurden deshalb eingestellt.
Etliche Jahre später, ebenfalls auf der Suche nach einem verbesserten Sulfonamid zur Behandlung von Infektionen, entwickelten Forscher in den Laboratorien der Firma C. F. Boehringer & Söhne in Deutschland das Medikament N1-Sulfanilyl-N2-n-butylcarbamid und sie erkannten, dass dessen Nebenwirkungen Zeichen einer Unterzuckerung waren. So wurde 1955 Carbutamid erstmals an Diabetikern ausprobiert. Es kam 1957 unter den Bezeichnungen Nadisan und Invenol in den Handel. Bald folgte als zweiter Wirkstoff Tolbutamid, das unter den Namen Artosin und Rastinon zur Anwendung kam.
Die Hoffnungen waren riesengross, der Ansturm an Diabetikern, die im Spital oder in der Praxis die Umstellung von Insulin auf Tabletten versuchen wollten, enorm. Die folgenden Monate waren abenteuerlich. Für die Diabetologen, weil Wirkungsweise und Nebenerscheinungen der neuen Medikamente noch weitgehend unbekannt waren; für die Diabetiker, weil sie bis dahin ja nicht wussten, ob sie zum Typ des damals so genannten «Gegenregulationsdiabetes» (heute würde man wohl Typ-2-Diabetes sagen) gehörten, von dem man annahm, dass er auf Tabletten ansprechen könnte – und für die Fachleute im Labor!

Es konnten pro Woche nur wenige Diabetiker für den Versuch einer Umstellung eingeschrieben werden; denn wer den Versuch wünschte, musste während mindestens zwei Wochen täglich 4- bis 5-mal zur Blutzuckerbestimmung in die Praxis kommen (Selbstmessungen waren noch nicht möglich) – mit der aufwendigen Crecelius-Seifert-Methode, die 0,2 ml Blut erforderte und mindestens 12–15 Minuten Zeit in Anspruch nahm. Ausserdem mussten in den ersten 14 Tagen des Umstellungsversuchs bei jedem Patienten täglich die weissen Blutkörperchen ausgezählt werden – in der Zählkammer im Mikroskop auszählen! –, weil man nicht wusste, ob diese durch die neuen Tabletten zerstört würden. Häufige Blutzucker- und Leukozytenkontrollen erfolgten weiterhin auch nach den ersten zwei Wochen – noch während etlichen Monaten.
Die Ärzte, welche Diabetes behandelten, arbeiteten in diesen Monaten längst nicht nur acht Stunden und 5 Tage in der Woche. Aber sie freuten sich über jeden Diabetiker, jede Diabetikerin, die erfolgreich auf Tabletten umgestellt werden konnte.
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Re: Geschichte der Diabetologie

Beitrag von hut »

Das Schweizer Diabetesforum http://www.diabetesclub.ch freut sich, dass Ein seit 52 Jahren Diabetesbetroffener gewährt einen Einblick in seine Diabetesgeschichte:

PHILIPP T., 63 JAHRE, SEIT 52 JAHREN TYP-1-DIABETES:
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Hat der Junge eine Hirngrippe? Oder etwas im Darm? Vielleicht hilft ja eine Wurmkur! Lange waren die Ärzte ratlos. Als meine Zuckerkrankheit in einer Kinderklinik endlich erkannt wurde, wog ich mit meinen elf Jahren nur noch 25 Kilo und hatte einen Blutzucker von 650 mg/dl (36,1 mmol/l — Anmerk. der Red.). Die rettende Diagnose kam in letzter Minute. Bevor ich entlassen wurde, versicherte mir der Arzt, dass ich mit strenger Diabetes-Therapie 60 Jahre alt werden könne. Das hat mich damals überhaupt nicht beängstigt. Ich dachte mir: Alles, was jetzt noch kommt, ist geschenkte Lebenszeit!

Aus heutiger Sicht frage ich mich manchmal: Wie konnten Typ-1-Diabetiker mit der primitiven Therapie von damals überhaupt überleben? Einmal täglich spritzte ich Insulin. Über Wochen gab es die immer gleiche Dosis, ohne den Blutzuckerwert überprüfen zu können. Das machte einmal pro Monat der Arzt, und wenn der Wert zu hoch war, wurde ich geschimpft und verängstigt wieder nach Hause geschickt. Ein strenger Essensplan regelte, was zu welcher Uhrzeit auf den Teller kam. Elf Broteinheiten und nur bestimmte Lebensmittel waren erlaubt. Satt wurde ich als Heranwachsender davon natürlich nicht.

Die Insulinspritzen der Anfangszeit waren Ungetüme aus Glas und Metall, die man mehrfach verwendete und die meine Mutter regelmäßig auskochen musste. Dazu gehörten imposante, dicke Nadeln — furchteinflößend! Nach einigen Monaten brachte uns eine in England lebende Bekannte von dort Einwegspritzen mit dünnen Nadeln mit. In Österreich, wo ich aufgewachsen bin, waren die damals noch unbekannt. Fast drei Jahrzehnte lang blieben diese Spritzen meine ständigen Begleiter, bis ich mit 40 Jahren meinen ersten Insulinpen bekam.

Ähnlich vorsintflutlich wie die Insulintherapie war in meiner Jugend auch die Zuckermessung. Zu Hause konnten wir lange Zeit nur den Zuckergehalt im Urin messen, mit Reagenzglas und einer speziellen Tablette. Irgendwann verrieten erste Blutzuckermessgeräte anhand langsam sich verfärbender Teststreifen den ungefähren Zuckerwert. Wer heute gewohnt ist, exakte Werte in Sekundenschnelle abzulesen, kann sich das wohl kaum vorstellen.

Und die moderne Glukosemessung mit permanent messenden Sensoren ist gegenüber den Anfängen ein riesiger Fortschritt! Ich nutze so ein System seit einigen Monaten. Jetzt kann ich innerhalb von Sekunden den Wert scannen und bei Bedarf entsprechend reagieren. So gelingt es mir, Unterzuckerungen rechtzeitig aufzufangen. Zuletzt hatte ich nämlich das Problem, zu tiefe Werte nicht mehr zu spüren.

An der kritischsten Situation in meinem Erwachsenenleben war allerdings keine Unterzuckerung, sondern eine Heilerin in Taiwan schuld, wo ich mich jedes Jahr mehrere Monate beruflich aufhielt. Ein Bekannter hatte mir erzählt, dass man dort Diabetes mit chinesischer Medizin heilen könne. Ich war 30, naiv und hoffnungsvoll genug, das zu glauben. Die Medizinfrau setzte das Insulin ab, verordnete mir eine Ananas- und Papayadiät und diverse Wundermittelchen. Fünf Tage später lag ich im Koma. Ärzte in einer Klinik retteten mir das Leben.

Diese Erfahrung hat dazu beigetragen, dass ich heute dem Motto "Genieße den Moment" folge. Mir ist bewusst, dass meine Zuckerwerte vermutlich die längste Zeit alles andere als ideal waren. Trotzdem habe ich die Prognose des Klinikarztes von damals schon um drei Jahre übertroffen und fühle mich immer noch fit und gesund. Zum "Berufs"-Diabetiker, der sich dank moderner Technik ständig optimiert, möchte ich nie werden. Ich lebe mit Diabetes, vor allem aber lebe ich!"

Quelle:
https://www.diabetes-ratgeber.net/Diabe ... 55267.html

Ein Überblick über die Beiträge, welche auf diabetesclub.ch zur Geschichte der Diabetologie veröffentlicht wurde:
https://www.diabetesclub.ch/viewtopic.php?f=99&t=2182
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Re: Geschichte der Diabetologie

Beitrag von Ottifant »

Danke für die Geschichte-vieles ruft Erinnerungen wach zum Beginn meiner „Diabeteskarriere“ ...
An liaba Gruass
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