Moin Nike,
danke für Deinen Link
Nach der groben Durchsicht der Veröffentlichungen zu möglichen Zusammenhängen von schweren Hypos und verstärkten Demenz-Erscheinungen sehe ich die Anti-Hypo-Argumentation mehrfach zusammen mit den Herzkreislauf-Gefahren aus dem vorzeitig abgebrochenen Arm der ACCORD-Studie verargumentiert. Das ist mit dem Beispiel ACCORD die TYPISCHE MEDIEN-INTERPRETATION durch Verkürzung und damit Veränderung bis hin zur völligen Verdrehung des Sachverhaltes und die möglichst sensationelle Aufmachung. Und der wird dann bis in hohe Fachkreise willig gefolgt
Als der intensivierte Arm der Studie mit Ziel HBA1c unter 6 in 2008 wg auffällig vieler Todesfälle (noch immer weniger, als im Vergleich außerhalb der Studie völlig normal!) abgebrochen wurde, machte als Begründung der zu niedrige Blutzucker mit den vielen schweren Hypos innerhalb von 3 Tagen die Runde um die ganze Welt und bis in die kleinste Dorfarztpraxis. Und noch heute folgt die weit überwiegende Mehrzahl aller Veröffentlichungen, die sich auf ACCORD beziehen, dieser sensationsgeilen populistischen Vorverurteilung.
Die
gründliche Auswertung der Studiendaten brauchte dann 2 Jahre. Und die ergab, dass nicht von denen vermehrt gestorben waren, deren BZ so tief abgesenkt werden konnte, sondern vielmehr von denen, deren BZ sich trotz massiver Medikation nicht besonders gesenkt hatte.
"The original question underlying the study was, would rapid lowering of blood glucose be an explanation for the excess mortality rates?"
"The answer was no. People who rapidly lowered their A1c didn't have excess deaths," Riddle said. In fact, "it was the ones who couldn't bring their A1c's down that had increased mortality."
Aber das interessierte da schon praktisch niemanden mehr. Denn das hätte ja bedeutet, dass die mörderischen Hypos, die man gerade mit der Studie so schön verurteilt hatte, hätten frei gesprochen müssen. Noch dazu mit der Erklärung zum komplizierten Verfahren bei den so gepriesenen doppelt verblindeten Studien, mit dem die Daten zu ihrer endgültigen Auswertung so lange brauchen und dann, wie in diesem Fall klar erwiesen, dem sensationellen ersten Anschein völlig widersprechen können.
Der Fall ist in der Art bei weitem nicht der einzige, aber der neueste, den ich kenne, und ich hab den jetzt hier so ausgebreitet, weil er ein schönes Beispiel für die öffidenzbasierte Medizin ist, der wir gerne anhängen bis zum Opfer fallen. Öffidenzbasiert = basiert auf dem möglichst kurz & knackig publikumswirksam veröffentlichten ersten Anschein.
Will sagen: Ich kann der Hypo-Hysterie nicht folgen. Wenn schwere Hypos, wie hier angesprochen, gravierende mentale Schäden verursachen würden, wäre die Menge der Langzeit-Diabetiker bis zum Anfang der 90ger Jahre, als die Hypos mit Selbermessen und ICT weniger wurden, von mentalen Minderleistungen so auffällig gekennzeichnet gewesen, dass das niemand hätte übersehen können.
Konkret zum Glukagon-Kit:
+ So lange ich selbst betroffen bin und handeln kann, ist das Glas Cola/Fanta/.../Zuckersaft in der Wirkung deutlich schneller, als das Glukagon. Und ne doppelte Dosis Balsal kann ich im vernünftigen Rahmen nur mit regelmäßiger KH-Zufuhr im wahrsten Sinne des Wortes aufessen
+ In der Rettung ist beim bewusstlosen Diabetiker ne Glukose-Infusion schneller und vor allem auch zuverlässiger, als das Glukagon, denn das braucht nach dem Spritzen ja noch ca. 20-30 Minuten bis in die Leber und muss die dann zu vermehrter Glukose-Ausgabe antreiben.
+ Wenn ich einen bewusstlosen Diabetiker vor mir habe und nicht warten mag, bis der von selbst wieder aufwacht, und wenn ich dann so ein Glukagon-Kit habe, kann ich ihm so eine Spritze in den Bauch rammen. Darf dann aber nicht zu lange warten, sonst is er womöglich von selbst schon wieder aufgewacht, bevor ich im die Spritze in den Bauch gerammt hab
Bisdann, Jürgen