Frage - HbA1c gut, Morgenwerte leicht erhöht

Allgemeine Fragen und Gespräche rund um Diabetes
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Allgius
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Frage - HbA1c gut, Morgenwerte leicht erhöht

Beitrag von Allgius »

Hallöchen zusammen

Ich bin neu hier im Forum und hätte eine Frage bezüglich meiner Blutzuckerwerte. Für das Durchlesen meines längeren Posts danke ich schon im Voraus… :thumbup:

Zuerst kurz zu meiner Person: Ich bin männlich, 38 Jahre alt, habe einen BMI von über 35 (leider), mein Blutdruck ist an der oberen Grenze, aber noch im normalen Bereich (so um die 135/85), ansonsten bin ich gesund (hatte zumindest noch nie Probleme mit Leber oder Niere). Bei meiner Mutter wurde vor etwa fünf Jahren Diabetes 2 diagnostiziert. Ich kontrolliere alle 6 Monate mit ihrem Blutzuckergerät meine Werte, letztmals im Sommer, da war alles in Ordnung (an den genauen Wert kann ich mich nicht erinnern). Zudem hatte ich vor etwas mehr als zwei Jahren eine Kontrolle meiner HbA1c-Werte, auch da war alles bestens.

Im April/Mai 2014 hatte ich einen Bandscheibenvorfall. Wegen erneuten Schmerzens Ende November bekam ich Medikamente (Sirdalud und Arthrotec 75). Diese lösten bei mir Komplikationen im Magen, respektive in der Speiseröhre aus, weswegen ich Lutschtabletten (Lansoprazol-Mepha 30 oro) bekam. Bei dieser Gelegenheit Ende November wurde bei mir, da ich alle paar Tage leicht Fieber hatte, zudem ein Virus festgestellt, den ich halt einfach auskurieren müsse. Die beiden erstgenannten Medikamente nehme ich übrigens schon seit guten drei oder vier Wochen nicht mehr, weil es dem Rücken besser geht.

Kommen wir nun also zum aktuellen Fall:
Am vorletzten Montag, den 22. Dezember, habe ich morgens mit dem Gerät meiner Mutter meinen Blutzucker (natürlich im nüchternen Zustand) gemessen. Er lag bei 6.4 mmol/l, was mir doch einen Schock gegeben hat. Erst ein paar Minuten später erinnerte ich mich daran, dass ich etwa eine halbe Stunde vorher die weiter oben erwähnte und sehr süss schmeckende Lutschtablette gegen die Probleme der Speiseröhre eingenommen hatte. Deswegen habe ich nach dem Frühstück den ganzen Tag über nichts gegessen und am Abend erneut gemessen: 4.8 mmol/l.
Zur Kontrolle am nächsten Morgen (Dienstag, 23.12., etwa um 9 Uhr, habe ja Ferien) erneut Messung, diesmal bewusst ohne Einnahme der Lutschtablette. Ergebnis: 5.7 mmol/l. Das ist bekanntlich leicht erhöht.
Nach ein paar Tagen erneute Messung (Freitag, 27.12.): 6.4 mmol/l, ohne Lutschtablette (die ich seitdem nie mehr eingenommen habe – weil mit der Speiseröhre nun alles in Ordnung ist). Erneut ein kleiner Schock. Diesmal konnte ich mir nicht erklären, warum der Wert so hoch ist. Zur Kontrolle habe ich gleich nochmals zweimal gemessen (diesmal an der anderen Hand): Ergebnisse: 5.8 mmol/l und 6.1 mmol/l. In der Zwischenzeit habe ich im Internet herausgefunden, dass die Blutzuckermessgeräte einen Spielraum von 15 % haben – somit liegen alle drei Werte innerhalb dieses Toleranzwertes.
Am Samstag (28.12., 9.15 Uhr) in der Apotheke eine Messung mit einem anderen Gerät gemacht und gleich darauf bei meiner Mutter eine Kontrollmessung: Beides Mal mit dem Resultat von 5.8 mmol/l. Wiederum den ganzen Tag nichts gegessen und am Abend neu gemessen: 4.8 mmol/l.
Am Sonntag (29.12.) bekam ich einen Wert von 5.6 mmol/l.

Jede Messung, die ich morgens (immer so um 9 bis 9.30 Uhr) gemacht habe, war etwas zu hoch: Laut Internet deuten diese Werte auf einen Prädiabetes hin.

Da mein Hausarzt über die Fastentage im Urlaub ist, ich aber Gewissheit haben wollte, bin ich am Montagnachmittag in eine Arztstation bei uns am Bahnhof gegangen, um den HbA1c-Wert zu messen. Das Blut stammte aus der Fingerkuppe. Resultat: 5.2% - ich hätte mit grösster Wahrscheinlichkeit kein Diabetes. Um hundertprozentig sicher zu sein, müsste ich den oGGT machen, jedoch wäre der bei meinem guten Wert von 5.2 mit grösster Wahrscheinlichkeit auch negativ.

Da steh ich nun, ich armer Tor, und bin so klug als wie zuvor.


Ich möchte mich nicht kränker machen, als ich bin und freue mich ja über das gute Resultat von 5.2 %, dennoch sind bei mir einige Fragen offen.

1) Stimmt es, dass ein Nicht-Diabetiker im nüchternen Zustand eigentlich nie einen Wert von über 6.5 haben sollte?
2) Es ist doch nicht normal, dass meine (immer nüchternen) Werte morgens und abends so unterschiedlich sind? Abends waren sie mit 4.8 mmol/l ja immer sehr gut, morgens jeweils in der Prädiabetes-Zone.
3) Wie gross ist die Wahrscheinlichkeit, dass der Wert von 5.2 % „falsch“ ist?
a. Weil beispielsweise „falsch“ gemessen wurde? Ich habe eher dickes Blut und die Arztgehilfin musste am unteren Ende des Fingers doch das Blut quasi den Finger „hinaufdrücken“.
b. Ich meine irgendwo im Internet gelesen zu haben, dass man das Gerät zur Messung des HbA1c-Wertes richtig kalibrieren muss, ansonsten kommen Messfehler vor.
c. Und stimmt es, dass man diesen Wert beim Finger misst (ich glaube mich erinnern zu können, dass beim letzten Test vor über zwei Jahren bei meinem Hausarzt Blut aus der Vene benutzt worden ist, bin mir aber nicht sicher).
4) Falls mit dem Resultat von 5.2 % alles in Ordnung ist (was ich hoffe), warum habe ich dann in letzter Zeit jeweils morgens leicht erhöhte und auf einen Prädiabetes hinweisende Ergebnisse von um die 5.8 mmol/l (teilweise ja noch höher)?
a. Liegt es an meiner aktuellen Erkältung, resp. am Otrivin-Nasenspray, den ich abends zum Einschlafen nehme?
b. Liegt es an den anderen Medikamente, die ich bis vor kurzem eingenommen habe (kann ich mir fast nicht vorstellen)?
c. Liegt es am Virus, den ich hatte und eventuell immer noch habe - ich fühle mich aktuell nicht mehr so oft leicht kränklich wie noch Ende November, aber ganz fit fühle ich mich dennoch nicht.
5) Oder habe ich gar das Dawn-Syndrom? Jedoch scheint dort der Anstieg des Zuckers am Morgen viel grösser zu sein, als es bei mir der Fall ist (laut Internet so um die 12.0 mmol/l)
6) Soll ich nächstens zu meinem Hausarzt, um den oGGT-Toleranztest zu machen? Oder sogar, um den HbA1c-Test zu wiederholen? Die Ärztin im Zentrum war eigentlich der Meinung, dies sei medizinisch eigentlich nicht nötig.
7) Wenn ja: Wie gross ist die Wahrscheinlichkeit, dass der Toleranztest (auch bei einem Wert von 5.2) positiv ausfällt?

Wie gesagt: Ich möchte mich nicht kränker machen, als ich bin, jedoch irritiert mich die ganze Angelegenheit schon ein bisschen?
Habe mir übrigens vorgenommen, bis zum Sommer etwa 7.5% meines Gewichtes abzunehmen… :shifty:

So, dann danke ich euch bestens für das Durchlesen meines ellenlangen Posts und auch für die Antworten.
Ein schönes neues Jahr!
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hut
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Re: Frage - HbA1c gut, Morgenwerte leicht erhöht

Beitrag von hut »

Herzlich willkommen, Allgius, im diabetesclub.ch. Ich wünsche dir in unserem Forum einen angenehmen und regen Austausch. Schön, dass du zu uns gefunden hast.
Mein allererster Tipp:
Lass dich durch die Internetdiskussionen und -Empfehlungen nicht verrückt machen. Die ganze Panikmacherei (vor allem in Deutschland) betreffend Prädiabetes halte ich für massloss übertrieben.
Deine beschriebenen Werte zwischen 4,8 und 6,4 weisen für mich in keiner Weise auf eine alarmierende Situation hin, was durch den HbA1C-Wert von 5,2 betätigt diese Annahme.
Infekte und gewisse Medikamente könnten den Blutzuckerwert beeinflussen.
Morgendliche Blutzuckerschwankungen sind, auch beim Nichtdiabetiker, völlig normal. Die Leber schüttet während der Nacht Zucker (Clucagon) aus, welche die BZ-Werte beeinflussen.
Der Blutzucker kann sowohl in Kapillarblut (Fingerspitze etc.), als auch im venösen Blut gemessen werden, die Verfahren dabei sind jedoch unterschiedlich.
"Dickes Blut" oder "Nichtdickes" Blut spiel bei der Messung keine Rolle. Es ist zutreffend, dass der Bluttropfen für die Messung nicht mit Kraft herausgedrückt werden sollte.
Aufgrund der beschriebenen Werte erachte ich eine OGTT nicht als dringend. Auch sehe ich (ohne deine allgemeine gesundheitliche Situation zu kennen), keine Veranlassung, dringend einen Arzt aufzusuchen. Es mach sicher Sinn, wenn du bei deinem Arzttermin deine Bedenken betreffend Blutzuckerwerten und möglichem Prädiabetes ansprichst.

Ich empfehle dir, für dich selbst Entwarnung betreffend Diabetes zu geben und den Start ins neue Jahr zu geniessen.
Wer einen Tippfehler findet, darf ihn behalten, ich besitze noch einen genügenden Vorrat davon!
Spenden an diabetesclub.ch: https://spende.diabetesclub.ch/
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rahel3670

Re: Frage - HbA1c gut, Morgenwerte leicht erhöht

Beitrag von rahel3670 »

Hallo Allgius
ich bin kein Typ2Diabetes Experte.
ich weiss aber aus meinem Freundeskreis, dass es Medikamente gibt,die den Blutzucker hochtreiben können, ebenso Viren.
Ich denke, du hast mit deinem HBA1c kein Diabetes, genaueres können aber nur Tests beim Arzt aussagen.
liebe Grüsse
Rahel
Peter(TOO)

Re: Frage - HbA1c gut, Morgenwerte leicht erhöht

Beitrag von Peter(TOO) »

Hallo Allgius,

Wenn dein HbA1c über 7.0 liegt, kann man sich langsam Gedanken über Diabetes, bzw. ob eine weitere Abklärung nötig ist, machen.
Der HbA1c ist ein Mittelwert über die letzten 2-3 Monate. Der ändert sich auch nicht, wenn man nüchtern oder nach dem Essen misst.
Der gemessen HbA1c stimmt schon, zumindest im Rahmen der Messgenauigkeit. Allerdings liefern unterschiedliche Messverfahren, prinzipbedingt, auch etwas unterschiedliche Werte. Man sollte Werte, welche in unterschiedlichen Laboren bestimmt wurden, nie direkt miteinander vergleichen! Wen man im Labor A den Wert Y erhält und später von Labor B den Wert X, darf man nicht daraus schliessen, dass der HbA1c in der Zwischenzeit gestiegen/gefallen ist.
Dies gilt aber auch für fast alle Blutwerte.


Also, mach dich nicht verrückt, Stress treibt den BZ auch hoch!

MfG Peter(TOO)

Eigentlich ist es relativ egal wo man misst. Die Fingerkoppe nimmt man nur deshalb, weil diese am besten durchblutet ist und der Wert deshalb zeitlich sehr nahe am aktuellen BZ liegt.
Es gibt auch alternative Stellen, z.B. am Bauch. Da zeigt sich aber ein BZ-Anstieg erst wesentlich später.

Das mit dem kalibrieren des Geräts kommt drauf an.
Bei ganz alten Geräten war das mal so. Später gab es dann den Kalibrierwert als Code mit den Teststreifen, welche man am Gerät eingeben musste, bzw. später war es ein Chip, welchen man ins Gerät stecken musste. Heute hat man die Fabrikation so gut im Griff, dass sich das erübrigt hat.
Was noch, meist 1-2 mal am Tag, kalibriert werden muss, sind Geräte welche kontinuierlich messen. Diese Geräte klebt man auf die Haut und die Messelektrode stich dabei durch die Haut und bleibt dauernd dort. Nach 2-7 Tagen muss man dann eine neue Elektrode einsetzen.

Das Otrivin-Nasenspray beeinflusst den BZ, das steht aber auch im Beipackzettel.
Auch Kortison ist ein typische Medikament, welches den BZ hoch treibt und z.B. beim spritzen von Insulin, durch höhere Dosen, kompensiert werden muss.
Als Diabetiker "sieht" man schon einen Schnupfen in BZ und auch wenn man unter Stress steht, geht er gerne höher als normal.

Das mit dem Nüchternwert von 6.5 mmol/l kommt etwas darauf an, welche Tabelle man benutzt ;-)
Bei Diabetikern, gehen Werte bis 7.9mmol/l, je nach dem, noch als Nüchternwert durch.
In den letzten 10 Jahren ist das Ganze mit den Werten recht flexibel geworden. Mittlerweile bezieht man auch das Alter mit ein. Viele Spätfolgen durch einen unbehandelten Diabetes, treten erst nach so 30 Jahren auf. Was soll man also bei einem 60 jährigen Patienten den BZ, auf Teufel komm raus, auf ganz niedrige Werte drücken? Zumal Diabetiker eine eher etwas niedrigere Lebenserwartung als der Durchschnitt haben. Die Durchschnittliche Lebenserwartung liegt, in unseren Breiten, so um die 80 Jahre. Niedrige Werte werden oft mit Hypos erkauft, was aber auch die Lebenserwartung deutlich senkt.
Allgius
Beiträge: 5
Registriert: Do 1. Jan 2015, 11:30

Re: Frage - HbA1c gut, Morgenwerte leicht erhöht

Beitrag von Allgius »

Salvete zusammen!

Es sind jetzt doch einige Wochen vergangen, seit ich meinen ellenlangen Post veröffentlicht habe. Besten Dank an alle, die damals geantwortet hatten. Ihr habt mich doch einiges beruhigt. Habe vor allem dein Tipp, lieber hut, zu relaxen und den Start ins neue Jahr zu geniessen, befolgt.

Gestern war ich nun bei meinem Hausarzt. Die angegebenen Blutzuckerwerte mit dem Gerät meiner Mutter haben in absolut nicht beunruhigt. Rein zur absoluten Sicherheitsmassnahme nochmals den Langzeitzuckerwert messen (diesmal also mit einem anderen Gerät). Er ergab ebenfalls 5.2 %. Er gab absolute Entwarnung. Wichtig sei jetzt halt einfach, dass ich meinen angefangenen Weg mit der Gewichtsreduktion (schon 7 kg weniger *stolzsein* :thumbup: ) weiterführe, dann sähe er eigentlich keine Probleme wegen Diabetes.

Lange Rede, kurzer Sinn: Besten Dank & man hört und liest sich.

Grüssle Allgius
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Petra
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Re: Frage - HbA1c gut, Morgenwerte leicht erhöht

Beitrag von Petra »

Hallo Allgius
Das ist aber sehr erfreulich, dass du eine solche Entwarnung und einen so guten HbA1c-Wert bekommen hast.

Bravo für die 7 Kilo weniger! Super! :clap:

Weiterhin viel Erfolg und alles Gute!
Petra
Solange Menschen nicht denken, dass Tiere fühlen, müssen Tiere fühlen, dass Menschen nicht denken.
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hut
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Re: Frage - HbA1c gut, Morgenwerte leicht erhöht

Beitrag von hut »

Hallo Allgius
Besten Dank für deine Information. Es freut mich, dass dein Hausarzt Entwarnung geben konnte. Zu deinem Gewichtsverlust gratuliere ich dir ganz herzlich, da kannst du wirklich stolz darauf sein. :thumbup:
Dass du den Tipp, zu relaxen und den Start ins neue Jahr zu geniessen befolgt hast, erachte ich als ganz wichtigen Schritt!
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