Gibt es Typ-2-Mutanten?

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ondi

Gibt es Typ-2-Mutanten?

Beitrag von ondi »

Typ 2 zu 1: Mutanten?

Bisher war ich der Ansicht, dass Mutanten und Gestaltwandler ins Reich der Sci-Fi und Fantasy gehören.

Als mir (wie in der Rubrik «Meine Geschichte» beschrieben) das HbA1c in eine Höhe kletterte, die ich nach der Diagnose nicht erlebt hatte, hat meine HÄ gefunden, jetzt müsse getestet werden, ob ich von einem Typ 2 zu einem Typ 1 mutiert sei. Das würde bedeuten, dass eine andere Therapieform nötig wäre. Ich glaubte nicht daran – aber mein Blut wurde ins Labor geschickt.

Etwa eine Woche später bekam ich dann den Bescheid, dass ich immer noch ein Typ-2-Diabetiker sei. Soweit ich meinte, ist es doch nicht dasselbe, ob jemand Typ 2 ist und mit Insulin therapiert wird oder ob jemand als Typ 1 Insulin bekommt; das sind doch m.W.s zwei nicht miteinander austauschbare Erkrankungsarten. Oder gibt es einen «Klassenwechsel» diesbezüglich wirklich?

In diesem Zusammenhang (plötzlicher HbA1c-Anstieg) frage ich mich oft, ob die BZ-Höhe nicht individueller ist, als dass man strikt sagen könnte: Bis hierhin ist es noch «gesund» und weiter oben nicht mehr.

Ich habe den Namen der Studie vergessen, weil ich Studien eher misstrauisch gegenüberstehe. Es war eine mit dem Fazit «7,5 % = gesünder als bisheriges Therapieziel 6,5». Meinetwegen können da Tausende mitgemacht haben, vielleicht sind die Diabetiker in den USA auch etwas anders?

Jedenfalls würde ich meinen, die vertretbare Höhe von BZ und HbA1c sei je nach Patient und Lebensumständen nicht in ein Prokrustesbett steckbar, weils ja doch immer etwas auf und ab wechselt. Was meint ihr dazu?
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hut
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Re: Gibt es Typ-2-Mutanten?

Beitrag von hut »

Je nach Betrachtungsweise bin ich auch ein Mutant. Mein Diabetes galt als Typ2, wurde behandelt, es ging mir einigermassen gut, ausser dass ich stets einen recht hohen HbA1c hatte, mich doch ab und zu über längere Phasen nicht wohl fühlte, aber davon ausging, das sei halt beim Diabetes so. Ich war zu diesem Zeitpunkt noch nicht im Forum aktiv, hatte keinen Austausch mit anderen Betroffenen, nahm meinen Diabetes halt so. wie er sich präsentierte und kümmerte mich kaum darum. Meine Werte mass ich gelegentlich mal. Ab Frühling 2006 begann sich die Situation zu verändern. Wieder permanenter Durst, jede Nacht 4-5x aufstehen, Müdigkeit, Kopfschmerzen, ich begann, mich krank zu fühlen. Im Mai 2006 ging es los mit gelegentlichem nächtlichen Erbrechen, ohne erkennbare Ursache und ohne, dass es mir übel war. Das nächtliche Erbrechen nahm zu. Ich begann, meine Werte regelmässiger zu messen, stellte fest, dass eigentliche keine Werte unter 15 mehr vorhanden waren. Nun endlich hatte ich die Gnade, mich beim Arzt für einen Termin anzumelden, da meine Einstellung "s chunnt scho guet" nicht mehr aufzugehen schien.
Zum Arzttermin kam es nicht mehr. Eines Morgens im Juni 2006 erwachte ich, stellte fest, dass dies mit Sicherheit nicht mein Tag sein könne, ich fühlte mich dermassen schlecht und wie in einer anderen Welt. Als "herte Siech" fuhr ich mit dem Auto ein halbe Stunde zur Arbeit (wo war zu diesem Zeitpunkt denn nur mein Verantwortungsbewusstsein gegenüber den übrigen Verkehrsteilnehmern???). Wie immer, war ich der Erste im Büro. Ich setzte mich an meinen PC und begann zu Arbeiten. Als meine beiden Mitarbeiter eintrafen, hatten diese aus völlig unerklärlichen Gründen ( :lol: ) den Eindruck, mit mir stimme etwas nicht. Als ich ihnen nicht sagen konnte, woran ich zurzeit arbeite, auf meinem Bildschirm nichts mehr lesen konnte und das Aufstehen vom Bürostuhl nicht gelang, wollten sie den Rettungsdienst zuziehen. Kraft meines Vorgesetztenstatus setzte ich mich durch, dass kein Rettungsdienst zugezogen wurde (ich bin ja ein ganz pflegeleichter Mensch, halt mit klaren Haltungen, vielleicht etwas Eigenwilligkeit, aber sicher nie mit Sturheit :lol: ) Meine Kollegen verzichteten auf den Rettungsdienst unter der Bedingung, dass sie mich sofort zu einem Arzt bringen können. Aber auch damit war ich nicht einverstanden, sie sollen mich nach Hause bringen, "s chunnt denn scho guet"...
Zu Hause angelangt, hatte ich meine Frau, bei welcher ich nicht der Chef bin, vor mir. Ohne Diskussion sofort zum Arzt, das Einzige, was ich mir in meiner Eigenwilligkeit noch aushandeln konnte war, dass ich zu Fuss in die Arztpraxis ging. Aus unerklärlichen Gründen benötigte ich für den knapp 10minüten Wen rund 1 1/2 Stunden. Der Arzt liess meine Eigenwilligkeit völlig ausser Acht, er wies mich umgehend ins Spital ein (ich konnte gar nicht mitreden, dass ich am nächsten Tag ins Spital gehen würde, wenn es mir nicht besser ginge...) Er erklärte mir. zurzeit müsse er davon ausgehen, dass ich nicht urteilsfähig sei und deshalb zu meinem Schutz andere Leute über mich bestimmen müssten :mrgreen:
Was dann im Spital alles geschah. kann ich gar nicht mehr nachvollziehen, ich verlor zeitweise das Bewusstsein. Am Abend erkläre mir die Oberärztin, die Situation sei ernst, sie wüsste noch nicht in welche Richtung es gehe, sie hätten das Diabetesproblem noch nicht im Griff. Nach zwei Wochen verliess ich das Spital völlig geläutert. Ich begann, mich um meinen Diabetes zu kümmern und mich damit auseinanderzusetzen. Ich merkte, wie es mir damit gesundheitlich sehr gut ging. Irgend wann bei einer Kontrolle bei meinem Arzt hat er mich darauf hingewiesen, ich hätten keinen Typ 2 Diabetes, sondern das sei ganz eindeutig Typ 1, ob man mir das denn im Spital nicht mitgeteilt habe (wir haben doch im Spital gar nie über Typ 1 oder 2 gesprochen...)
So bin ich vom Typ 2 zum Typ 1 mutiert.

Der Sinn meiner Endlosen Erzählung?
Ich habe gelernt, meinen Diabetes nicht zu bagatellisieren, aber auch nicht in den Lebensvordergrund zu stellen. Es ist mir klar geworden, dass ich mit dem Diabetes sehr gut leben kann, wenn ich einige Faktoren berücksichtige. Ich habe mir geschoren, die Situation vom Juni 2006 nie mehr erleben zu müssen... und dafür muss ich etwas tun!
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Re: Gibt es Typ-2-Mutanten?

Beitrag von AcIvI »

hut hat geschrieben:Der Sinn meiner Endlosen Erzählung?
Ich habe gelernt, meinen Diabetes nicht zu bagatellisieren, aber auch nicht in den Lebensvordergrund zu stellen. Es ist mir klar geworden, dass ich mit dem Diabetes sehr gut leben kann, wenn ich einige Faktoren berücksichtige. Ich habe mir geschoren, die Situation vom Juni 2006 nie mehr erleben zu müssen... und dafür muss ich etwas tun!
Das unterschreibe ich sofort. Ich habe es zwar nicht so extrem durchgezogen wie du aber eine ähnliche Verhaltenskurve war bei mir auch vorhanden.
Über Jahre Tablettenthearpie, später mit Basisinsulin ergänzt... dann eine Weil gar nichts (ich weiss grob fahrlässig :oops: )... und jetzt Tabletten und Insulin.

Das mit Typ 1 oder Typ 2 wird bei meinem nächsten Arzttermin Thema werden, weil ich bin als Typ2 diagnostiziert, aber letztes Jahr im Abschlussbericht meines Spitalaufenthaltes (nicht wegen DM aber wurde bei der Gelegenheit wieder eingestellt da ich mich vorher gehen lassen habe) steht Typ 1.
Bin von einem Schreibfehler ausgegangen. Habe kurz gestutzt aber nie nachgefragt, aber anscheinend gibt's das doch das man den Typ wechseln kann.
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Re: Gibt es Typ-2-Mutanten?

Beitrag von Herr_Koch »

Aus einem 2er kann gut ein 1er werden, würd ich mal vom Schiff aus sagen ... umgekehrt aber ("leider") nicht. Bei mir habens eigentlich rein vom optischen Eindruck her immer auf Typ 2 getippt ... s kam dann aber anders. Die 56 mmol/l innert weniger Wochen waren halt doch zu eindeutig.

Und Hut, ich finds schön, dass du auch diese leichte Beharrlichkeit an den Tag gelegt hast, wie ich damals ;)
Meine Mutter und meine Freundin haben mir in der Zeit danach oft gesagt, was für ein Depp ich eigentlich war und "ich haders doch gseit". Naja. Manchmal brauchts halt sowas, damit man merkt, dass man auch gern mal "schwach" sein darf und auf den Körper hören soll, sich hilfe suchen kann, wenns denn nicht mehr geht.
Im Nachhinein versteh ich selbst nicht, wieso ich damals dieses elende "chunnt scho guet" so lange mit mir rumgetragen habe.
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Re: Gibt es Typ-2-Mutanten?

Beitrag von hut »

Herr_Koch: ich finds schön, dass du auch diese leichte Beharrlichkeit an den Tag gelegt hast

... echt nett, wie du mit meiner Egensinnigkeit umgehst :RR
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Re: Gibt es Typ-2-Mutanten?

Beitrag von Bee »

Hey Hut - hey Herr Koch

"s'chunnt scho guet .......", diese fahrlässige Sturheit ist typisch männlich. :mrgreen: Ich bin klar auf der Seite von Frau Hut. Wenn man das sogenannte starke Geschlecht - natürlich nur medizinisch gesehen - machen lassen würde, würden Exemplare wie ihr zwei erst mit dem Kopf unter dem Arm in einer Arztpraxis auftauchen...... :W

Sorry nichts für ungut, ich habe auch so ein Exemplar neben mir sitzen. ;)
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Re: Gibt es Typ-2-Mutanten?

Beitrag von hut »

Sorry nichts für ungut
Hallo Bee
Ich habe keine andere Wahl, als dir in dieser sache Recht zu geben.
Sonst bin ich selbstverständlich überhaupt nicht stur, habe lediglich klare Haltungen... :RR
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Re: Gibt es Typ-2-Mutanten?

Beitrag von Herr_Koch »

Ich bin immerhin noch in der Lage gewesen, dem Arzt am Telefon mein Leiden zu schildern.

(Dass mir das Telefon gebracht und die Nummer erst gesucht werden musste, lass ich mal unerwähnt.)

;)

Ne, ist klar. Aber, Man(n) ist lernfähig und lässts heute nicht mehr soweit kommen. Ich war sogar mal wegen meinem Heuschnupfen beim Arzt. Das hätt ich früher auch nie gemacht. ;)
Nike

Re: Gibt es Typ-2-Mutanten?

Beitrag von Nike »

ondi hat geschrieben:Typ 2 zu 1: Mutanten?
Gibt es. Typ LADA.


http://de.wikipedia.org/wiki/LADA

Grüessli Nike
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