Ein Weihnachtstest

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ondi

Ein Weihnachtstest

Beitrag von ondi »

Ein Selbstversuch vom Ondi am Weihnachtstag 2011

Aus «diabetologischem» Interesse habe ich mir an der Familien-Weihnachtsfeier 2011 mal :oops: keinerlei Zwänge angetan.

Im Zug (Hin- und Rückfahrt) Kaffee mit Zucker getrunken. Den Menühauptgang (Fleisch im Schlafrock) mit viel gekochten Rüebli und Broccoli 2x genommen: einmal mit Fleisch, einmal als Vegiversion. Ein grosses Stück Nougatglacetorte und mehr als ein halbes Dutzend Weihnachtsguetzli, teils Datteln mit Baumnussfüllung. Getrunken habe ich zum Essen zwei Gläser Rosé-Traubensaft, unverdünnt. Wie erwähnt im Zug zurück nach Winti nochmal einen Kaffee mit 2 Tütchen Zucker.

Jetzt bin ich gerade von St. Gallen zurück. Zimttee habe ich den ganzen Tag KEINEN getrunken — was ich sonst immer mache; 3–4 Tassen Zimttee sinds sonst immer pro Tag. Jetzt bin ich gespannt, wie mein momentaner BZ aussieht.

BZ 5 Minuten nach Heimkehr: 6,2 Millimol. Ohne irgendwelche Zuckersenker. Ein ähnliches (d.h. ungewohnt tiefes) Resultat habe ich schon früher festgestellt, wenn ich von einem üppigen Znacht in St. Gallen zurückkam und sofort mass. Um das Resultat zu verifizieren, legte ich eine neue Revolvertrommel ein, wusch die Hände noch einmal, stach und mass nochmal: nun 5,9 mmol. :?

Seit 20. März 2008 bekomme ich kein Insulin mehr (1 Woche nach der Diagnose) und seit Sommer 2009 nehme ich den Zuckersenker Diamicron (Sulfonylharnstoff) nicht mehr, auf eigene Initiative. Seit Sommer 2010 verzichte ich auf Anraten der Hausärztin auch noch aufs letzte Diabetesmedikament, aufs Metformin. Und seit März 2008 (nach der Diagnose mit 27,0 mmol und 12,7% HbA1c) habe ich konstant Werte von weniger als 6% HbA1c. (Mit Ausnahme eines einmaligen «Ausrutschers» im Herbst 2010 auf 6,7 % HbA1c. Messung vom 13.12.2010.)

Zum Postprandialwert 6,2:
Laut Tabelle von Roche Diagnostics ist 5,6 bis 7,9 bei plasmareferenziertem Messen (das ist heute Standardmethode) ein sehr guter Nüchternblutzuckerwert bei Diabetikern des Typs 2. (8,0–8,9 noch gut; 9,0 und mehr: ungenügend.)

Ich glaube, dass ich bei weiterhin konsequentem Essverhalten (diabetesbewusst) — und das scheint der Versuch von heute (25. Dezember 2011) zu untermauern — nicht mehr mit bedrohlichem Diabetesstatus zu tun habe.

Ich habe seit dem 12. März 2008 viele kleine, aufs medizinisch ungebildete Publikum zugeschnittene Diabetes-2-Büchlein gelesen. Die Aussage aller war klar: Wenn es bei Ihnen möglich ist, versuchen Sie ohne Insulin und ohne Sulfonyl auszukommen (Metfin ist kein aktiver Insulinstimulierer). So habe ichs gemacht … und jetzt bin ich (hoffentlich bleibend) fast wie nicht zuckerkrank. Es kann sein, dass ich eine seltene Ausnahme bin, bei der der Diabetes sich nach einem heftigen Aufflammen wieder zurückzieht; ich weiss es nicht. Was mich besonders interessieren würde — und da werde ich meine Hausärztin drauf ansprechen! —, wäre, zu erfahren, wie es mit meinen sogenannten Proinsulinwerten aussieht und mit dem C-Peptid! Dies ists wahrscheinlich, was schlüssig zeigen würde, wie es aussieht.

Das beste Büchlein ist nach meinem Empfinden dieses:

Dr. med. Volker Schmiedel: «Typ-2-Diabetes — Heilung ist doch möglich», Trias Verlag, Stuttgart. 2. Auflage 2011; 160 Seiten. Preis CHF 24.90.
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hut
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Re: Ein Weihnachtstest

Beitrag von hut »

Auch wenn die Entwicklung nicht erklärbar scheint: Es ist doch super, dass du ohe Medis und Insulin auskommst und daneben das Leben geniessen kannst! Ich wünsche dir ganz viel Spass beim Genuss der Lebensfreuden.
Wer einen Tippfehler findet, darf ihn behalten, ich besitze noch einen genügenden Vorrat davon!
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Herr_Koch
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Re: Ein Weihnachtstest

Beitrag von Herr_Koch »

Gratuliere, liest sich wirklich gut. Ich hoff natürlich, dass das bei dir so bleibt und du weiterhin gut ohne Medis auskommst. Ich denk zwar nicht, dass du "geheilt" bist, sondern lediglich, dass du deine Krankheit sehr gut im Griff hast und durch die Lebensweise normale Werte hast. Wenn du dich "ungesund" ernähren würdest, wärst du womöglich schnell wieder bei den Medis.

Aber das Mutmassen bringt nichts. Du hast tolle Werte und deine Krankheit soweit im Griff, dass auch ein "Weihnachtsausrutscher" drinliegt. Toll!
Bradley

Re: Ein Weihnachtstest

Beitrag von Bradley »

Hi Ondi

dein Erfolg freut mich ungemein für dich und gibt mir natürlich Hoffnung.
War deine Insulinresistenz mit Übergewicht verbunden?

Gruss Marcel v/o Bradley
ondi

Re: Ein Weihnachtstest

Beitrag von ondi »

Hallo Bradley

Zu deiner Frage Insulinresistenz und Übergewicht: Soviel ich weiss, hängt das schon zusammen.

Ich hatte 2008 bei der Diagnose schon eine gewisse Wampe. Als langjähriger Bassbläser sagte ich natürlich, dies sei das Volumen, das es braucht, um bei den grossen Blechhörnern den Ton bis zum Schallbecher durchblasen zu können. :lol: Und Musikanten bekommen oft grössere Essportionen, damit sie die Fasnachtsumzüge oder das Durchmachen bei Freinächten gut überstehen. ;)

Man sagt, dass es bei einem Typ-2-Diabetesfrischling eine Trumpfkarte sei, wenn er übermässiges Gewicht abbauen könne; es tut dem Organismus gut, der BZ wird auch besser — und eben auch die Insulinresistenz wird schwächer, sodass die eingeleiteten Massnahmen besser greifen. Das ist nur angelesen! Ich weiss es vom Hörensagen. Anfangs war ich auch viel mehr zu Fuss unterwegs, was bei beiden DM-Typen sehr empfohlen wird. Wenns dann kalt und :shock: gruusig war, wurde der Anreiz jeweils schon geringer. Am meisten verdanke ich wohl der Ernährungsumstellung — und die hat dann ganz automatisch bewirkt, dass ich von 75 kg auf (es pendelte etwas hin und er) so etwa 62 bis 66 kg runterkam.

Man spürt natürlich schon, wenn man etwas leichtfüssiger geht … oder auch, wenn der Bauch beim Schuhe-Anziehen nicht mehr im Weg ist. 8-)

Mit 75 kg hatte ich auch nicht so selten Magenbrennen von ungünstigem oder zu reichlichem Essen, ich habe immer noch einen grossen Pack Riopan-Kautabletten … aber seit ich mich anders ernähre (nicht vegan, aber auf Vollkorn :D konzentriert), sind Magenverstimmungen eine sehr seltene Angelegenheit geworden.

Ich glaube schon, dass Essen, Bewegung und gute Einstellung die Insulinresistenz bedeutend verbessern; damit wird ja auch der Körper besser durchblutet.
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swissphoenix
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Re: Ein Weihnachtstest

Beitrag von swissphoenix »

ich denke vermute das bei typ2er bei denen man das dieabetes früh erkennt viel gemacht werden kann wenn sie übergewicht haben und abspecken. wenn ich mich besser ernähren und wohl mehr bewegen würde könnte ich sicher meine metfin dosis halbieren oder ganz weglassen.
ist rein meine vermutung und interpretation von meinen eigenen erfahrungen, wenn ich wieder unter 100kg bin werde ich sicher mal mit meinem arzt sprechen ob wir die dosis reduzieren können und sobald ich normal gewicht habe wird über eine absetzung des medikamentes gesprochen. ich denke aber nicht das ich geheilt sein werde, irgendwann wird dann die tabletten und das insulin wieder kommen, aber wenn es erst in 10 bis 20 jahren oder noch später hätte ich auch nichts dagegen.
Wer mich sucht der wird mich bei Twitter finden @swissphoenix_ch oder auch auf facebook
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