Einmal mehr wird der Slogan von diabetesclub.ch «Diabetes! … na und?»bestätigt:
Jan Neuenschwander ist Eishockeyprofi beim EHC Biel. Bei ihm wurde im Alter von vier Jahren Diabetes Typ 1 diagnostiziert. Diabetes hält ihn nicht davon ab, seine Träume zu verwirklichen. Er schreibt regelmässig Beiträge über sein Leben als Spitzensportler und seinen Umgang mit Diabetes.
Aktuell schreibt er in «mein-blutzucker.ch»
DIE PARALLELEN ZWISCHEN PROFI-SPORT UND DIABETES
Bei mir wurde der Diabetes im Alter von 4 Jahren diagnostiziert. Das war lange bevor ich überhaupt wusste, was ich mal werden möchte, oder was es bedeutet, Spitzensportler zu sein. Heute sehe ich aber, dass es zwischen meinem Beruf als Profi-Sportler und dem Diabetes spannende Parallelen gibt:
Diabetes in der Kindheit prägt einen
Die Diabetestherapie wurde Teil meiner Erziehung und meiner Kindheit. Meine Eltern übernahmen in den ersten Jahren natürlich den grössten Teil der Therapie, aber ich lernte schon früh, mit dieser grossen Verantwortung umzugehen. Als Kind muss man mit dem Diabetes eine harte Schule durchlaufen. Ich hörte oft „Das darfst du nicht essen“ oder „Jetzt müssen wir das Insulin spritzen“ und Weck-Kommandos in der Nacht, um den Blutzucker zu messen, gehörten zur Normalität. Das sind Momente, die ein Kind prägen. Schliesslich sind solche Situationen schwierig. Stellt euch vor, in der Pause im Kindergarten bekommen alle ein Glacé, nur eines darf keines haben, weil es Diabetes hat. Das galt damals noch, da man mit der damaligen Insulintherapie ansonsten erhöhte Blutzuckerwerte bekommen würde. Solche Momente gab es viele.
Einfluss des Diabetes auf die Entwicklung der Persönlichkeit
Das Positive daran ist, dass man mental stärker wird und schon früh lernt, mit harten Situationen umzugehen. Man lernt, dass das Leben nicht immer fair ist, man das jedoch akzeptieren muss. Da vieles von dem in der Kindheit passierte, denke ich, dass der Diabetes einen grossen Einfluss auf die Entwicklung meiner Persönlichkeit hatte. Im Sport haben mir diese Eigenschaften auf meinem Weg zum Spitzensport geholfen. Im Training war ich zum Beispiel schon immer sehr diszipliniert und zielgerichtet. Nicht nur bezüglich Blutzuckermessungen vor Trainings und Spielen, die mittlerweile sozusagen zu meinen Ritualen gehören. Durch den Diabetes musste ich immer auf meine Ernährung achten und einen gesunden Lebensstil pflegen, was man als Sportler natürlich auch machen sollte.
Als langjähriger Diabetiker entwickelt man ausserdem ein sehr ausgeprägtes Körpergefühl. Man weiss, wie es sich anfühlt, wenn man unterzuckert ist oder viel zu hohe Blutzuckerwerte hat. Dieses ausgeprägte Körpergefühl beschränkt sich aber nicht nur auf den Diabetes, sondern hilft auch im Sport, besser auf seinen Körper hören zu können und einzuschätzen, wo die eigenen Grenzen sind.
Mentale Stärke und Verantwortungsbewusstsein
Zusammenfassend kann ich sagen, dass der Diabetes meine Persönlichkeit – in Bezug auf meinen Sportleralltag – positiv beeinflusst hat. Wichtige Attribute wie Disziplin und Verantwortungsbewusstsein habe ich mir früh angeeignet und kommen mir in meinem Beruf zu Gute. Man darf jedoch nicht vergessen, dass man als Diabetiker sehr viel Kraft und Zeit in die Diabetestherapie stecken muss, damit man überhaupt die Chance hat, Topleistungen abzurufen.
Wie hat der Diabetes eure Persönlichkeit beeinflusst? Erkennt ihr auch Parallelen zwischen dem Diabetes und eurem Beruf? Erzählt es mir in der Community – ich freue mich.
Quelle:
https://mein-blutzucker.ch/profisport-und-diabetes/