Gesund...?!

[tanja]

Heute hatte ich eine interessante Runde mit mehreren Leuten. Insgesamt gingen mir die Gespräche nach kurzer Zeit ziemlich auf die Nerven, denn es ging ausschließlich um Arztbesuche, Diagnosen und Therapeuten: Kaputte Rücken, gerissene Sehnen, kaputte Gelenke und Nerven...

Schließlich wurde ich irgendwann gefragt wieso ich so still bin und ich meinte dann etwas knapp: Was soll ich da denn mitreden, ich bin gesund.

Erst als mir die entsetzten und teilweise regelrecht entgleisten Gesichtszüge der Leute auffiel hab ich an den Diabetes gedacht. Aber auch nur kurz, den trotz Wechsel auf neue Pumpe hab ich seit Weihnachten zwei Termine gehabt. Für mich zu wenig um mitzureden. ;-)
Bitter aufgestoßen ist mir dann allerdings die Reaktion der Verwandten und Bekannten : ich wurde als behindert und dennoch so lebensfroh beschrieben, sie seien ja froh dass ich nicht deprimiert im Bett liege, was sie bei meiner Situation ja gut verstehen können etc.
Ganz ehrlich? Da hab ich mich dann das erste mal in der Runde scheiße gefühlt.
Sehen die mich wirklich als so arm dran?! Hat ihnen nicht gerade diese Themen vorher gezeigt, dass ich doch scheinbar besser dran bin?

Verwandte kann man sich nicht aussuchen. Das ist vielleicht auch gut so, weil meine erste Wahl wären DIE nicht.

[hut]

Für mich ist der Diabetes einfach zu einem Lebensbegleiter geworden, den ich ab und zu in die Wüste schicken möchte. Als Krankheit oder gar als Behinderung bezrachte ich ihn nicht. Icj lasse mich durch den Diabetes nicht am Geniessen des Lebens hindern.
Ich bin allgemein kein Freund davon, Krankheiten in den Vodergrund zu stellen.

[Glückskäferli]

Für mich heisst es: wer krank ist muss ins Bett!!!

Alles andere sind für mich einfach Begleiterscheinungen oder Warnhinweise vom Körper, das man es ein bisschen über trieben hat.
Das mit dem steigende Alter diverse "Baustellen" auftauchen ist ein natürlicher Prozess, was viele nicht hinnehmen wollen :-(. Den wir bleiben nicht immer so Fit wie mit 20 Jahren
Viele Leute sind nur Glücklich wenn sie ein bisschen Jammern können , vor allem wenn sie im vorgeschrittenem Alter sind.

Diabetes ist für mich keine Krankheit , sondern ein Lebenslanger Begleiter!! Man kann ihn akzeptieren und mit ihm zusammen leben oder gegen ihn kämpfen, den Kampf verlieren aber viele.

[Herr_Koch]

Diabetes ist halt eine Fehlfunktion. Die muss man ausgleichen, dann gehts.

Eine Fehlsichtigkeit wird ja auch nicht als Krankheit angeschaut, obwohls vergleichbar (wenngleich auch natürlich weniger "schlimm") ist.

[Oli]

Das ist ein spannendes Thema, auf das es sicher nicht nur eine richtige Antwort gibt. Ich bin mit euch absolut einverstanden, dass Krankheit nicht gleich Krankheit ist. Man sagt ja nicht umsonst: "Man ist nur so krank wie man sich fühlt".

Ihr habt ja schon die zwei "Arten" von Krankheiten angesprochen. In diesem Bereich hat die englische Sprache eine schöne Trennung von diesen zwei "Arten" von Krankheit.

Illness: Ist die Krankheit, die man fühlt und die behandelt werden kann. Es muss kein sichtbarer oder messbarer Hintergrund sein.
Disease: Ist oft nicht heilbar oder sogar nicht therapierbar. "Illness" kann zur "Disease" werden, wenn man eine Nachweisbare Krankheit hinter den Symptomen findet.

-> Der Unterschied von Illness und Disease ist nur grob erklärt. Es kann sein, dass ich nicht alles zu 100% perfekt beschrieben habe...

Im deutschen würde ich am ehesten die beiden Wörter krank und erkrankt wählen. Für mich muss sich jemand der an etwas erkrankt ist sich nicht krank fühlen. Aber eine richtige Unterscheidung wie im englischen ist im deutschen nicht vorhanden. Die Meinung, dass vor allem chronisch Kranke sich nicht krank fühlen müssen, ist übrigens auch im professionellen Umfeld (Arzt, Pflege etc.) noch nicht sehr lange verbreitet. Momentan wird jedoch (vor allem beim Diabetes) diese Meinung in den Ausbildungen vertreten und weitergegeben.

[tanja]

Ich bin mittlerweile über dieses Erlebnis weg. Krank fühl ich mich auch weiterhin nicht. Manchmal eingeschränkt, aber nicht genug um mich als so 'arm dran' zu sehen wie das die Verwandtschaft tut.

Zum Glück sieht das der engere Familienkreis auch nicht so. Sonst würde ich mich noch vor Hausarbeit und so drücken... :-)

[Jessy]

Ich habe oft das Gefühl, dass Aussenstehende mit dem Thema nicht richtig umgehen können. Einerseits versuchen sie dich ganz normal zu behandeln (offensichtlich nicht alle), um dir nicht zu nahe zu treten oder so etwas. Andererseits erntet man doch immer wieder einen ganz leidigen Blick und wird geschont, wenn es um ganz bestimmte Themen geht.

Das Wort "Krankheit" definieren einige eben etwas falsch....

[hut]

Bei einigen Leuten ist es wichtig, das man sachlich und klar über Diabetes informiert, es gibt aber auch Zeitgenossen, an denen gehen sämtliche Informationen wirkungslos vorbei.
Wir haben die Möglichkeit, unseren Forenslogan Diabetes! ... na und? zu leben, ich denke dies ist am wirkungsvollsten.

[duky]

Hab selbst kein Diabetes, aber habe viele Leute im Bekanntenkreis, ein guter Freund, n anderen Freund, der Sohn meiner Patenttante, der Freund meiner Mutter und mein Vater haben/hatten es...
Ich kann auch nur sagen, dass man immer Traubenzucker dabei haben sollte
Außerdem ist es wichtig, dass sie, falls sie wirklich Diabetes haben sollte, offen mit der Krankheit umgeht und vielen Leuten erklärt, was im Notfall zu tun ist, denn es kann ja nicht immer ein Verwandter bzw. du da sein...
Und Sie solltet ihm Falle der Erkrankung gut überlegen, ob sie eine Insulinpumpe haben möchte oder sich halt selber das Insulin per Insulinpen bzw. Spritze "geben" will...