Hoi Candle
Grundsätzlich ist in Sachen medizinischer Fragen deine Ärztin, dein Arzt zuständig. Denn bei Diabetes ist es so, dass es sicher viele Gemeinsamkeiten bei den Betroffenen gibt, am Ende ists aber bei jedem wieder individuell. Eine beliebte Frage in Foren (gäll, hut) ist zB. wie viel Insulin man für etwas spritzt. Dies ist so nicht zu beantworten. Denn der eine braucht Menge X, der andere Menge Y. So ists bei vielen Sachen. Oft lautet die Antwort "Ja, es kann ..." oder "Je nachdem".
Aber ok. Du bist neu im Club und möchtest dich etwas orientieren, das versteh ich. Ging mir damals nicht anders. Ich versuche mal, einige deiner Fragen zumindest teilweise zu beantworten.
1. Es gibt einige verschiedene Typen von Diabetes. Grob unterschieden werden Typ 1 und Typ 2. Beim Typ 1 handelt es sich um eine Autoimmunkrankheit, bei der das Immunsystem die Zellen, die Insulin produzieren, angreift. Es muss also zwingend Insulin von aussen zugeführt werden. Meist tritt dieser Typ im jugendlichen Alter auf. Aber eben, meist. Ich bekams mit 26, der hochgeschätzte Admin hier war wohl noch ein paar Jahre später dran.
Beim Typ 2 ist an sich genug Insulin vorhanden, zumindest am Anfang, aber durch die Insulinresistenz kann es nicht so wirken, wie es soll. Diese Form hat genetische Ursachen und wird durch einen nicht so optimalen Lebenswandel gefördert. Was aber nicht heisst, dass jeder, der Typ 2 hat, dick ist oder dass jeder, der dick ist, Typ 2 hat. Dies sind, stark vereinfacht, die beiden Haupttypen.
Dann gibts noch Schwangerschaftsdiabetes, Lada, verschiedene Untertypen ... am Ende ist mir persönlich nicht so wichtig, wie der Typ nun genau heisst. Viel mehr zählt, dass man die für sich beste Therapieform findet.
Hier findest du noch den Wikipedia-Artikel zum Thema.
2. Ob Diabetes vorliegt, wird meist mit einem oralen Glukosetoleranztest festgestellt. Hierbei wird eine zuckerhaltige Lösung getrunken und dann in bestimmten Abständen der Blutzucker gemessen. Verläuft die Zuckerkurve nicht so, wie sie sollte, besteht der Verdacht auf Diabetes. Den Typ 1 kann man mit einer Antikörperbestimmung feststellen. Allerdings gibts Typ-1-Diabetiker ohne Antikörper. Wie zB. mich. Dass ich Diabetes hab, wurde aufgrund einer Blutzuckerentgleisung im Spital festgestellt. Da brauchte es dann keine grossartigen Tests mehr ... die Blutzuckerwerte waren Beweis genug.
3. Das kann sein. Ob und wie das bei dir der Fall ist, solltest du mit deinem Arzt besprechen.
4. Ja, allerdings ist auch das die Aufgabe deines Arztes, die für dich am besten passende Medikation zu finden. In Zusammenarbeit mit dir, natürlich.
5. Essen soll gesund sein, nahrhaft, abwechslungsreich – und schmecken. Das gilt nicht nur für Diabetiker, sondern für alle Menschen. Insofern gibts aufgrund einer Diabetes-Erkrankung keine speziellen Vorschriften mehr. Aber jeder merkt für sich, was ihm in Bezug auf Diabetes gut tut. Ich zB. habe Mühe, meinen Blutzucker im Zaum zu halten, wenn ich mittags Kohlenhydrate esse. Darum verzichte ich meist darauf. Am Abend hab ich weniger Probleme. Das ist aber individuell. Und auch, ob und wie man darauf reagiert.
6. Eventuell. Das sollte wiederum mit dem Arzt besprochen werden.
7. Für mich persönlich wars gut, zu wissen, warum es mir wochenlang dermassen scheisse ging. Und dass mans behandeln, resp. damit leben kann. Manchmal hab ich Mühe mit der Krankheit, meist gehts ganz gut. Ich finde, es ist wichtig, dass man sich rasch damit arrangiert, denn man wirds voraussichtlich sein Leben lang mit sich rumtragen. Je schneller man damit klarkommt, desto besser.
Mein Umfeld hat grundsätzlich neugierig reagiert. Weil die meisten Diabetes nur vom Hörensagen kannten. War bei mir auch nicht anders. Ich hab dann Fragen beantwortet und von Anfang an klargestellt, dass man keine Rücksicht auf mich nehmen soll. Drum ists recht entspannt.
8. Die meisten Diabetiker gehen alle drei Monate zum Arzt. Ob das jetzt ein Hausarzt oder ein Diabetologe ist, ist individuell. Ich hatte rund zehn Jahre keinen Diabetologen, erst als ich das Freestyle Libre wollte, brauchte ich einen. Und zum Arzt geh ich mehr oder weniger halbjährlich. Mein Zucker ist gut eingestellt, also brauch ich keine Kontrolle alle drei Monate. Aber das ist, wie so vieles, auch wieder individuell zu betrachten.