Mal wieder "Ferien" vom Diabetes

[Herr_Koch]

Ich weiss nicht, ob ichs andernorts schon geschrieben hab, aber immer wenn ich in den Ferien bin, sinkt mein Insulinbedarf wie durch Zauberhand.

Bin grad frisch aus Berlin gekommen und hab die letzten vier Tage drum wieder kaum Insulin gebraucht, obwohl ich speziell in den Ferien kein Kostverächter bin.

Am Abend hab ich mich jeweils kaum getraut, zu spritzen. Nächtliche Hypos im Hotel find ich nicht so lässig. Jedenfalls hats gut geklappt und ich bin glaubs bei keiner Messung über 5 gekommen.

Ich frag mich halt schon, woran das liegt. Klar, ich beweg mich mehr als wenn ich arbeite. Aber macht das grad so viel aus? (Obwohl, die dreistündige Führung durch den ehemaligen Flughafen Tempelhof war fast schon Spitzensport ...)

Heut waren wir noch rasch frühstücken (gegen Mittag, so geht das in Berlin). Hatte ein Glas Orangensaft, zwei Brötchen, diverse Früchte ... und weil ich weiss, dass ich am Morgen wenig Insulin brauch, hab ich mir nur grad mal eine Einheit gespritzt. Pünktlich um 15 Uhr hab ich dann mal gemessen, ob meine leichte Unruhe eventuell zuckerbedingt ist (unser Flug wurde um zwei Stunden verschoben, nachdem wir am Flughafen waren ... hätte also auch daher kommen können) ... und voila: 3.9. Hätt ich das gewusst, hätt ich das "süsse Frühstück" mit allem Bösen genommen.

Jedenfalls hab ich mich gefreut, mal wieder schlemmen zu können, ohne an die Korrektur zu denken.

[hut]

Einmal mehr ein Zeichen dafür, dass unsere Werte manchmal Schwankungen unterliegen, die wir uns nicht oder nur schlecht erklären können. Falls man sich bei einer solchen Reise viel mehr bewegt als sonst, kann darin ein Erklärungsansatz liegen. Es ist aber auch nicht unbekannt, dass auch Stress und psychische Spannungen die BZ-Werte beeinfussen. Und so ganz nebenbei: Berlin ist eine so tolle Stadt, das muss es einem einfach gut gehen

[Herr_Koch]

Berlin ist grossartig. Gehe jedes Jahr ein-, zweimal hin. Mit dem Kollegen, der jetzt dabei war, fällts kulinarisch eher einseitig aus. Er ist ein Fan der asiatischen Küche. Besser gesagt, chinesisch und indisch. Darum gabs nun halt das. Was für mich ok ist. Auch wenn grad beim Chinesen sehr schnell mal viel Zucker in den Saucen rumschwimmt. Aber egal. Dann gabs halt grad noch Pflaumenwein.
Wenn ich aber mit meiner Freundin hingeh, dann essen wir uns durch die ganzen exotischen Küchen, die man bei uns entweder kaum kriegt oder sich nicht leisten kann. Da ists natürlich doppelt gut, wenn ich nicht so viel Insulin brauch ... so hats meist auch noch Platz für ein Dessert.

[nina]

Scheinbar gibt es Diabetiker, die am besten immer in den Ferien wären...

Mir geht es nämlich genau so. Seit ich fast nur noch hier oben in unserem Ferienhaus in Elm bin (seit Juni), habe ich gute Werte und konnte sogar das Metformin ein wenig zurückschrauben!

Mein Schatz hat sein lange an Fremde vermietetes Ferienhaus wieder selbst übernommen und ich habe mich jetzt hier eingerichtet. Eigentlich bin ich hierher gekommen, um in Ruhe schreiben zu können. Nun habe ich aber festgestellt, dass ich hier praktisch stresslos lebe und mich über noch nie so gute BZ-Resultate freuen kann. Nächste Woche muss ich wieder das Hba1c bestimmen lassen. Das letzte Mal war es genau 7.0. Ich bin sicher, dass es in diesen letzten drei Monaten besser geworden ist.

Da wären wir beim Thema psychischer Stress beim Diabetes. Immer wieder können wir feststellen, welche Bedeutung er für uns hat. Ich glaube, von vielen Hausärzten wird diesem Problem nicht genügend Bedeutung beigemessen. Ich war erst mehrere Monate nach der Diabetes-Diagnose beim Diabetologen. Damals spielten meine Werte Karussel und ich bekam das Ganze einfach nicht in den Griff. Ich lebte eine stressige Zeit, war überfordert. Meine Diabetologin hat mir dann klar gemacht, dass ich wenn möglich alles, was mir Stress bereitet, aus meinem Leben schaffen soll.
Ich habe ihren Rat befolgt: Ämtchen abgegeben, meiner Familie verboten, mich ständig in ihre Probleme einzubeziehen, und mich nach einem Monat Ferien auf Gran Canaria nach hier oben zurückgezogen.

Meine Werte sind nun so gut, dass ich dem Bayer-Contour-Messgerät nicht mehr traute und ein zweites kaufte.
Nach zwei Tagen über den Tag verteilte Doppelmessungen stellte ich fest, dass mein erstes Gerät noch genau funktionierte.
Ich kann es kaum fassen und bin überglücklich. Und natürlich auf den Langzeitwert nächste Woche gespannt.

Ich denke, es gibt für uns Diabetiker keine allgemein gültigen Regeln. Der eine ist vielleicht ohne Stress in Berlin und der andere auf der Alp.

Meine Definition von Stress: Stress ist eine Situation, in der ich mich nicht wohl fühle, die mir "gegen den Strich" geht.

Ja, ich weiss, ich habe gut reden, ich bin pensioniert und kann mir somit mein Leben einrichten, wie ich will.

[Herr_Koch]

Es ist wohl, wie so oft, die Summe aller Umstände. Jedenfalls Gratulation zu deinen tollen Werten, die du bald abholen kannst.

Ich hab ja schon mit dem Gedanken gespielt, mir die Ferien von der KK bezahlen zu lassen. Wenn ich weniger Insulin brauch, sparen die ja auch ...

Wenn ich so denke, was wir in der Stadt rumgerannt sind, um die wenige Zeit, die wir hatten, effizient zu nutzen, ist Entspannung und stressfreie Zeit eigentlich nicht das Wort, das passt. ABER: Es macht mir ja Spass. Ist also wohl wirklich nicht stressig.

Jetzt müsste man das nur noch in den Alltag einfliessen lassen können. Hm.

[hut]

Nina: Meine Diabetologin hat mir dann klar gemacht, dass ich wenn möglich alles, was mir Stress bereitet, aus meinem Leben schaffen soll.
Tönt eigentlich einleuchtend und (fast) ganz einfach. Auch ausserhalb des Berufslebens werden wir mit Situationen konfrontiert, welche wir nicht steuern können und die eine psychische Belastung darstellen. Die Stressvermeidung kann deshlab für mich nicht die Lösung sein. Vielmehr müssten wir Wege finden, mit Stresssituationen umzugehen, ohne dass diese zu einer erheblichen Belastung führen. Für mich sind deshalb die beiden Faktoren Streevermeidung und Stressebewältigung gleichwertig.
Es gibt au meiner Sicht durchaus auch positiven Stress. Zum Ausgleich zu meinem nicht immer unbelastenden Job fotografiere ich. Meine Leidenschaft gehört Fussballspielen, welche ich fortografisch festhalte. Hart umjkämpfte Partien, in welchen die Entscheidung erst in den letzten Spielminuten fallen, stellen für mich eigentlich eine Stressituation dar, es ist aber ein Stress, der dazu führt, dass während dieser Zeit nicts Anedres Platz hat, ein richtiges Distanznehmen vom Alltag. Der Stress, dass die Bilder mglichst schnell nach dem Spiel in Netzt stehen sollen, erachte ich (meisetns) ebenfalls als positiven Stress, er zwingt mich dazu, meine Gedanken für diese Zeit ausschliesslich der berabeitung der Fotos zu widmen.
Ich denke, dass Stress (der das was Stress genannt wird) nicht grundsätzlich negativ ist, matchentscehident erachte ich den Umgang damit und einen guten Ausgleich zu den diversen Belastungssitutionen.
Wie Herr_Koch richtig feststellt, gibt es Stress, wecher auch wirklich Spass machen kann.

[swissphoenix]

Ja, ich weiss, ich habe gut reden, ich bin pensioniert und kann mir somit mein Leben einrichten, wie ich will.

könntest du das mal den rentnern erzählen die wärend der hauptarbeitszeit im öv sitzen motzen das niemand aufsteht. oder noch schnell versuchen vor dem davon/ankommendem tram durchzulaufen weil sie ja keine 5 min warten können. kenne viele im ruhestand und stressfrei schauen die nicht aus.

das mit dem stress ist so eine sache, ab und zu mal ein bisschen stress denke ich ist gesund, ganz kleine dosies. gibt aber auch leute die immer im dauerstress sind und die können dann aber auch keinen 5 min still sitzen und nix machen.
viele machen sich aber auch selbst stress.

[hut]

... und hier noch eine kleine Abhandlung zum Thema Stress:
http://www.rhetorik.ch/Stress/Stress.html

[Petra]

Ich weiss nicht, ob ichs andernorts schon geschrieben hab, aber immer wenn ich in den Ferien bin, sinkt mein Insulinbedarf wie durch Zauberhand.

Am Abend hab ich mich jeweils kaum getraut, zu spritzen. Nächtliche Hypos im Hotel find ich nicht so lässig. Jedenfalls hab ich mich gefreut, mal wieder schlemmen zu können, ohne an die Korrektur zu denken.

Lieber Herr_Koch
Ich finde nächtliche Hypos daheim auch nicht viel besser als jene im Hotel.

Spass beiseite: Auch ich brauche während der Ferien viel weniger Insulin. Du brauchst ja wahnsinnig wenig, beinahe keins?! Das finde ich jetzt doch sehr erstaunlich. Aber auch mein - und wie man sieht, geht es vielen so hier - Bedarf sinkt ziemlich stark in den Ferien.

Das muss wohl tatsächlich mit der Entspannung zu tun haben. Man scheint den Diabetes daheim zu lassen. Vielleicht könnte man ihn auch mitnehmen und das Diabetes-Köfferchen in einer unauffälligen Ecke stehen lassen, wenn man heimfährt? Wär doch auch mal eine Idee!

Auf jeden Fall freue ich mich für dich, dass es dir so gut ging! Nächstes mal kannst du deinem Körper wohl einfach vertrauen und das Insulin nur "für den Notfall" mitnehmen, um Hypos zu vermeiden.

Ganz liebe Grüsse,

Petra

[Herr_Koch]

Daheim sinds auch nicht lässig, das stimmt. Aber daheim hab ich ein reichhaltiges Sortiment an Möglichkeiten, den Zucker wieder etwas aufzupuschen. Im Hotel hab ich halt nur beschränkt Möglichkeiten. Obwohl, gegen ein kleines Entgelt hätten sie mir auch den Orangensaft aufs Zimmer gebracht

Durch den wirklich stark reduzierten Insulinbedarf schlemm ich natürlich Sachen, die ich daheim eher selten essen würde. Glacé zum Beispiel. Oder, wie erwähnt, mal die etwas süss-scharfen Saucen beim Asiaten. Vielleicht entspannt mich das zusätzlich auch noch und ich brauch wegen den Süssigkeiten noch weniger Insulin
Hier rechne ich mit plusminus einer Einheit Insulin pro 10g KH. In den Ferien brauch ich zeitweise einen Drittel davon ... schon noch speziell.