BZ abends ausreichend?

Alles um den Blutzucker
ondi

BZ abends ausreichend?

Beitrag von ondi »

Hier im Diabetesclub habe ich schon mal gesehen, dass von nächtlichen Hypos die Rede war. Eigentlich messe ich abends kaum noch den BZ — nicht selten jedoch bin ich nicht sicher, wie hoch mein Pegel ist, wenn ich direkt vom Abenddienst nach Hause komme. Es kommt dann halt vor, dass ich zum Schutz gegen etwaige Hypos bei der Arbeit zwischendurch nicht so dauerhaft wirksame KH einnehme, z.B. ein Ragusa oder so. :?

Wie lange ein solcher «Riegel» dann anhält, habe ich nie nachgemessen. Jedenfalls würde ich dann gern wissen, ob nochmal etwas Nachschub vor dem Schlafen angebracht ist … oder eben nicht. Da spielt es natürlich ganz gewiss eine Rolle, ob man Medis wie Sulfonyl bzw. Metformin nimmt oder spritzt. Das würde sich auf die BZ-Kurve im Schlaf ja auswirken.

Da ich aber gegenwärtig weder Insulin noch Medis nehme, ist es zwar sicher etwas einfacher, sich die Wirkung der KH im Schlaf vorzustellen; eigentlich sollte es dadurch eher nicht zu Hypos kommen — aber eben: Das unregelmässige Essen im Geschäft während der Arbeit :? ist dann doch ohne abendliche Messung schwer einzuschätzen.

Typ-2-Diabetiker dürfen ja pro Jahr nur eine begrenzte Anzahl Messstreifen verwenden, ich glaube 400. :x Auch darum bin ich zurückhaltend mit Messungen.

Bisher habe ich (wenn ich aus Unsicherheit abends gemessen habe) mir die Faustregel gemacht: Wenn ich 6 bis 7 mmol messe, dann sollte ich noch ein paar KH reinschaufeln. Sind es aber deutlich mehr, dann reicht es wohl aus bis zum Morgen. 8-)

Ich weiss nicht, ob das eine realistische Einschätzung ist. Kann mir vielleicht jemand, der/die ebenfalls Typ 2 ist, sagen, was sie/er davon hält? :idea:
reto.g

Re: BZ abends ausreichend?

Beitrag von reto.g »

Ich war ja bis vor einem Monat auch Typ 2 ;-)
Metformin macht keine Hypos. Typ 2 Diabetiker dürfen soviele Messstreifen benutzen wie sie wollen, es wird nur nicht alles von der KK bezahlt. Muss jetzt auch vieles noch selber bezahlen. Ich würde meine Gesundheit nicht wegen ein paar Franken aufs spiel setzen.

Wie hoch bist du denn nach so einer Unsicherheit am Morgen?
Am besten misst du deine Werte regelmässig um zu sehen wie dein Körper reagiert und wenn es stabil ist verträgt es auch mal eine Messung weniger.
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swissphoenix
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Re: BZ abends ausreichend?

Beitrag von swissphoenix »

da du weder insulin noch medis nimmst sollte kein hypo möglich sein auser du ist den ganzen tag nix dann hat aber auch ein gesunder mensch probleme.

zum messen und der beschränkung, ich handhabe es so das ich eine oder zwei wochen nicht messe und dann eine woche 3 oer 4 mal am tag. wenn ich mich komisch fühle messe ich natürlich auch.

was mich erstaunt ist das du bei 6-7 mmol noch was ist, meine empfohlenen werte sind zwischen 5-6 mmol. ragusa und so zeug ist eh nicht gut, volkornbrot oder so ist einiges besser.
Wer mich sucht der wird mich bei Twitter finden @swissphoenix_ch oder auch auf facebook
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hut
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Re: BZ abends ausreichend?

Beitrag von hut »

Da kann ich mich Swissphoenix nur anschliessen. Ohne Insulin oder Glibenclamidhaltige Medikamente (Daonil etc.) wirst du kaum gefährdet sein, nächtliche Hypos zu produzieren.
Wer einen Tippfehler findet, darf ihn behalten, ich besitze noch einen genügenden Vorrat davon!
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Re: BZ abends ausreichend?

Beitrag von Herr_Koch »

Denke auch nicht, dass die Hypogefahr überhaupt besteht.

Und der Zucker sinkt ja nicht einfach so in den zu tiefen Bereich, nur weil man schläft.

Ich geh problemlos mit 4.5 ins Bett, wenn ich weiss, dass das Insulin nun fertig gewirkt hat.

Die Messungen am Abend und am Morgen sind eigentlich die einzig fixen, die ich jeden Tag mach. Aber klar, als Typ 1 hab ich auch andere Voraussetzungen.
ondi

Re: BZ abends ausreichend?

Beitrag von ondi »

Es hat mich sehr gefreut, dass Ihr Euch Gedanken zu meiner Anfrage gemacht habt.

Dass ich nur noch eher sporadisch messe, liegt daran, dass meine HÄ gefunden hat, es sei nicht mehr nötig, bei den guten Durchschnittswerten noch regelmässig zu messen. Mein vorheriger HA hatte die Ansicht, bei Diabetes könne der BD noch wichtiger sein :shock: als der BZ – ich solle also regelmässig den BD messen.

Mit intensivierten Animositäten, denen ich bei der Arbeit kaderseits ausgesetzt war, stieg mein BD teils auf einen Ruhe-Monatsdurchschnitt (!) von 160/96. Da bekam ich Co-Diovan und Betablocker zum Verbessern meiner Resilienz – auf Deutsch: ich sollte damit das Bossing besser aushalten können. :(

Mehr als ein Jahr lang besserte der BD nicht. Dann plötzlich nach einer Grippeimpfung sackte er auf Werte von 85–90 (syst.) zu 54–58 (diast.) ab. :lol: Das beunruhigte mich direkt; allerdings war im Betrieb eine Dreckwerf-Schonzeit ausgebrochen, und das machte natürlich viel aus.

Mein BD ist jetzt gewöhnlich eher (zu) tief; aber wenn mein Chef fies wird, dann ist er gleich wieder oben. Das kann mal 140/80 sein und dann wieder 95/60. :o Ich versuche es mittlerweile auch ohne Betablocker zu steuern, dass ich alle Demütigungen gelassen hinnehme, um bei tiefen Werten zu bleiben.

Weil nun der BD so im Vordergrund stand, weiss ich gar nicht mehr, wie es BZ-mässig aussieht. Aber ein bisschen hat die HÄ wohl doch recht, dass meine BZ-Werte im Allgemeinen nicht mehr dauernd überwacht werden müssen; nochmal kurz, wie es sich entwickelt hat:
— Diagnose: 12,7 % Ø
— 1 Jahr Metfin plus Diamicron: 5,75% Ø
— 1 Jahr nur Metfin: 5,6% Ø
— seit ohne Medis (1 Jahr): 6,1 % Ø

Ich glaube, dass ich damit durchschnittsmässig gut liege; nur habe ich dann manchmal ein Gefühl von Kopfweh, Nervosität, Energielosigkeit, was ich als mögliche Hypozeichen sehe. Vielleicht sollte ich weniger sparsam sein mit Vollkorn. Aber wenn man also ohne Medis nachts keine Hypos kriegt, könnte ich beruhigt abends etwas weniger futtern und dafür morgens mehr. :idea:

Zu den Vollkorn-Empfehlungen:
Ich bin jahrelang an der Zürcher Sihlstrasse den Kellnern in den Ohren gelegen, ich wolle die Pesto-Pasta lieber mit Vollkornteigwaren — denn Hiltl hat solche. Die Antwort war gelegentlich: Wollen Sie den Salat auch mit Vollkornblättern? Das war aber lang vor dem Diabetes.

Seitdem ich weiss, dass ich Diabetiker bin, versuche ich konsequent nichts mehr zu essen, was aus Weissmehl besteht. Aber es stimmt schon: Wenn ich dann zwischendurch doch einen Schokoriegel esse, ist der gute Effekt wieder futsch. Nur sagt man ja, Fettreiches hemme das Tempo :o der Zuckeraufnahme; aber vielleicht ist das ja doch nur ein Märchen.

Danke swissphoenix, dass du mir deine empfohlenen Werte sagst. Wenn ich eine Periode einlege mit regelmässigem Messen, werde ich schauen, ob ich es auch auf 5 bis 6 mmol beschränken kann. 8-)

Nochmals viel Dank für die Feedbacks!
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Herr_Koch
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Re: BZ abends ausreichend?

Beitrag von Herr_Koch »

Blutdruck ist natürlich auch ein wichtiges Thema. Nur: Den kann man "gratis" messen (einmalige Anschaffungskosten, die mit etwas Glück von der KK übernommen werden). Den Zucker misst man halt recht kostenintensiv, darum eher zurückhaltend, wenn die Werte gut sind. Eigentlich sollte man den BD auch nicht übertrieben oft messen, weil das Resultat dadurch verfälscht werden kann.

Schnelle Kohlenhydrate werden durch Fett verlangsamt, das ist so. Also Weissbrot mit Butter und/oder Fleisch ist besser als ohne, Rahmglacé ist besser als Sorbet. Rein vom Tempo des Zuckers her betrachtet.
Man sollte aber nicht nur Vollkornprodukte essen, hab ich mal gelesen. Sei auch nicht optimal für den Darm. Sicher mehrheitlich, aber mal ein Weissbrot oder normale Teigwaren zwischendurch sind kein Beinbruch und sorgen für Abwechslung.

Ich geh übrigens gern ins Vapiano, in Zürich hats eins beim Sihlcity und eins am Bellevue. Da habens zwei Sorten Dinkelteigwaren im Sortiment, die ich echt gut find. Und die Migros hat ja nun auch Vollkornteigwaren bei ihrer Pasta-Eigenmarke, was natürlich günstiger ist als die auch sehr feinen Barilla-Produkte. Selbst bei den Fertigteigen im Kühlregal findet man dunklere. Man hat echt ne grosse Auswahl an Vollkornprodukten heute. Find ich gut.
ondi

Re: BZ abends ausreichend?

Beitrag von ondi »

@ herrn koch — du kannst mit 4,5 ins bett? das überrascht mich etwas; ich hatte immer gemeint, was unter fünf sei, sei schon ein halbes hypo. :) heute kam ich mit fünf von der arbeit.

ich mag fünf — vor allem "nummer 5 lebt" mit dem putzigen roboter und der feinen ;) ally sheedy. aber es war mir dann doch mit 5 um 23 uhr etwas ungemütlich tief, da ass ich noch zwei äpfel.

ich weiss … auf den abend sollte man nicht nur rohes essen, wenn man nicht ein gerumpel im bauch haben will. nur rumpelt mir der bauch eher zu wenig, seit ich vor einem jahr mit metfin aufhörte! :W

am nächsten dienstag muss ich wieder :cry: zur hba1c-kontrolle; da bin ich gespannt, ob ich noch schön tief drinliege oder doch wieder mehr aufpassen muss mit den kohlehydraten.

aber ich denke, dass das mit den äpfeln nicht so schlimm sein kann; man hat doch nicht so viel appetit, dass man sich mit ihnen :twisted: in ein hyper katapultiert!?
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Herr_Koch
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Re: BZ abends ausreichend?

Beitrag von Herr_Koch »

Hängt natürlich damit zusammen, wie dein BZ sonst so ist. Jemand, der immer so um 7, 8 rum hat, wird bei 4.5 schon etwas zittrig sein. Ich versuch einfach, zwischen 4 und 6 zu liegen und dann hab ich meine ersten Hyposymtome in der Regel so ab 4.0-3.8. Am liebsten bin ich aber auch so um 5 rum, wie du schreibst.

Gestern hab ich folgendermassen gemessen:
8.10: 4.4
12.40: 4.2
18.30: 4.2
23.50: 4.6

Hyposymptome hatte ich den ganzen Tag keine. Am Mittag war ich aber dennoch froh, etwas essen zu können. ;)
Philo

Re: BZ abends ausreichend?

Beitrag von Philo »

Hoi zäme,

Irgendwie vergleicht ihr Bire mit Öpfel. Nämlich Typ1 mit Typ2. Obwohl beides Diabetes heisst, ist das doch ein anderer Prozess.
@ondi
Wie mehrmals erwähnt, ist es dir als Typ2 körperlich fast nicht möglich in einen Hypo zu fallen. Ausgenommen du isst nichts und rennst im Schlafzimmer dein eigenes 6 Tagerennen in einer Nacht.
Das Hauptproblem bei Typ2 ist ja, gemäss Lehrbuch, dass eine Insulinressistenz vorherrscht oder anders gesagt Du produziert Insulin (oft auch viel zu viel), welchses aber vom Körper nicht angenommen bzw. nicht an die richtige Stelle transportiert wird (sehr rudimentär erklärt).

Somit muss deine Sorge nicht die Hypoglykämie sonder die Hyperglykämie sein. Dein Risiko zu überzuckern ist das Problem. Daher wird in den meisten Fällen erst einmal ernährungstechnisch und mit Gewichtsreduktion vorgegangen.

Typ1er oder sagen wir das besser so: Insulinpflichtige Diabetiker produzieren schlecht oder gar kein Insulin. Wir führen es extern zu. Zum einen kompensieren wir damit die natürliche Produktion von Glucagon der Leber (Basis) und die KH aus der normalen Nahrung (Bolus). Verschiedene Umstände (Körperverfassung, Art der Nahrung, persönlicher Metabolismus, Anstrengung, usw.) zwingen und ständig die Dosis des Insulins ggf. auch der Nahrung anzupassen.
Aus diesem Grund kann es passieren, dass wir "überdosieren" und daduch zuwenig Brennstoff haben und das zugeführte Insulin unsere Reserven verbrennt bzw. die Leber das nötige Glucagon nicht mehr liefern kann. In späteren Fällen ist es auch möglich, dass auch die Leber nicht mehr hilft, dann wirds dann komplizierter.

Dann aber nur dann kann ein Hypo entstehen.

Das ganze Thema ist viel weitreichender, aber ich möchte weder klugscheissen noch eine Dissertation schreiben, sondern Dir als Beteiligen, die leider zum Teil auch schlecht aufgeklärt werden, das etwas näher bringen.

Lg
Phil
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