Ritalinersatz

Allgemeine Fragen und Gespräche rund um Diabetes
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Glückskäferli
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Ritalinersatz

Beitrag von Glückskäferli »

weiss jemand einen Erstz für Ritalin, mein Göttibub hat ADHS.

Die Mutter von meinem Göttibub will im kein Ritalin geben und sucht nach einem anderem "Medikament".


Glückskäferli
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Bradley

Re: Ritalinersatz

Beitrag von Bradley »

ADHS ist für mich ein Reizwort, ich warte nur darauf bis ich einmal Kinder habe und ein Arzt bei einem meiner Kinder ADHS diagnostizieren will. Die Diagnose wird viel genutzt um "unbequeme" Kinder ruhig zu stellen. Und seltsamerweise wird ADHS überproportional bei Buben diagnostiziert.

Ich habe eine Zeit lang mal viel über ADHS gelesen, aber ich müsste das Zeugs wieder suchen, hier mal ein Link:
http://www.natuerlich-online.ch/magazin ... e-ritalin/

und der Link zur Praxis der im Artikel erwähnten Praxis:
http://www.naturmed-zentrum.ch/wer.html

Ich meine mal gelesen zu haben, dass viel Bewegung an der frischen Luft die kleinen Zappel-Phillips wieder "auf Kurs" bringt. Eine Anmeldung bei der Pfadi würde sicher nicht schaden ;)

Gruss Bradley
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hut
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Re: Ritalinersatz

Beitrag von hut »

Ich bin mir bewusst, dass ADHS für viele Leute ein absolutes Reizwort ist. Entscheiden ist aber, wie das ADHS diagnostiziert wurde. Falls ein Arzt über den Daumen peilt und zum Schluss kommt, es liege ein ADHS vor, ist die Diagnose zu relativieren. Das eigentliche ADHS Diagnoseverfahren ist aufwendig und es sind dazu zahlreiche Informationen nötig. Liegt die Diagnose ADHS durch entsprechende Fachpersonen tatsächlich vor, sind im Interesse des betroffenen Kindes entsprechende Unterstützungsmassnahmen nötig. Bewegung und viel frische Luft werden dann nicht ausreichen. Auch das Mitmachen in der Pfadi, im Fussball oder ähnlichen Organisationen ist sicher sinnvoll, vermag ein wirkliches ADHS aber lediglich ungenügend anzugehen. Die Behandlung mit Ritalin kann für betroffene Kinder wirklich eine grosse Hilfe sein. Alternativen zu Ritalin gibt es im pharmazeutischen Bereich nicht gross. Meines Erachtens würde es nicht im Interesse des Kindes liegen, dieses mit Psychopharmakas zu behandeln.
Sicher loht sich die Frage, ob eine Behandlung durch homöophatische Mittel möglich ist.
Entscheiden erachte ich die Frage, wie sauber und fachlich korrekt die Diagnose ADHS gestellt wurde. Dazu ist ein entsprechend ausgebildeter Kinderarzt oder Kinderpsychiater unabdingbar. Oft wird die Diagnose oberflächlich und wenig fundiert gestellt.
Wer einen Tippfehler findet, darf ihn behalten, ich besitze noch einen genügenden Vorrat davon!
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Bradley

Re: Ritalinersatz

Beitrag von Bradley »

hut hat geschrieben:Alternativen zu Ritalin gibt es impharmazeutischen Bereich nicht gross. Meines Erachtens würde es nicht im Interesse des Kindes liegen, dieses mit Psychopharmakas zu behandeln.
Ritalin ist ein Psychopharmaka.

Natürlich hilft Bewegung an der frischen Luft sicher nicht alleine beim vorliegen einer psychischen Störung. Nur ist jedes zappelige Kind auch ein ADHS-Kind? Wie du selbst erwähnst, sind die Diagnosen nicht in allen Fällen über jeden Zweifel erhaben.
Und selbst wenn, wo ist der Leidensdruck tatsächlich, auf der Seite der Erwachsenen die mehr Zeit aufwenden müssen für das Kind oder tatsächlich beim Kind? Und meistens ist das Problem ja nicht zu Hause akut, sondern in der Schule. Und da werde ich ein zweites mal hellhörig. Ich habe einige Lehrer im Bekanntenkreis und wenn ich sehe aus welchen Gründen die zum Teil Lehrer wurden ("Geil, ich kann mir mit 20 meinen ersten BMW kaufen" - die schockierendste Aussage) und wie genau die Personen heute wegen Überlastung und angeblichem Burnout jammern, während diejenigen die aus Freude am Beruf Lehrer wurden wenig bis nichts von diesem angeblichen Druck und den schlimmen Kindern merken - da frage ich mich schon ob das Wohl des Kindes immer bei allen im Mittelpunkt steht.

Ich kann jedenfalls verstehen, dass man bei einem Kind so lange wie möglich versucht auf Psychopharmaka zu verzichten. Und ich bin nun wirklich kein Verächter der Schulmedizin. Ich schlucke heute schon genug Pillen, spritze Insulin und lasse mich jährlich impfen. Aber bei all den Dingen sehe ich einen Nutzen der mögliche Risiken überwiegt, bei Ritalin sehe ich das nur bedingt.

Und schlussendlich hilft diese Ritalin-Industrie auch denen nicht, die wirklich ein ADHS-Kind haben das Hilfe benötigt.

Gruss Bradley
hütin
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Re: Ritalinersatz

Beitrag von hütin »

Ich schliesse mich Hut an. Ein AD(H)S sollte gut und vollständig abgeklärt sein. Und dies ist nicht in ein bis zwei Arztbesuchen gemacht.
Ritalin wurde (und wird auch heute z.T. noch) manchmal schnell und übereilig abgegeben. Ich denke, deshalb ist es sehr in Verruf gekommen. Bei einem gut abgeklärten Kind kann Ritalin jedoch tatsächlich angebracht sein. Und es sollte hier nicht darum gehen, das Kind in der Schule ruhig zustellen! Es geht darum, dass einem Kind geholfen wird, sich besser zu spüren und somit u.a. die Konzentration zu erhöhen. Ein ADHS-Kind leidet selber unter seiner Situation und möchte es NICHT so.
Ein Alternativ-Präparat kenne ich nicht. Medikamente sind aber auch nicht mein primäres Fachgebiet...

Wenn eines meiner Kinder betroffen wäre, würde ich mit ihm zusätzlich in eine homöopathische Behandlung gehen. Homöopathen haben andere Untersuchungs- und Behandlungsansichten, welche mir grundsätzlich sehr zusagen. Ich sehe in solch einem Bereich die Homöopathie aber hauptsächlich als unterstützendes Mittel. Sie kann helfen, das Kind zu stärken. Das Ritalin würde ich (eine ausführliche Abklärung ist vorausgesetzt), wenn es meinem Kind hilft, zusätzlich verwenden. Wenn man merkt, das Kind spricht gut auf Homöopathie an, kann man unter ärztlicher Betreuung die Ritalin-Gabe ev anpassen. Es gibt tatsächlich Kinder, die dank der Homöopathie wieder ohne Ritalin auskommen.

Ein Junge den ich kenne, macht (neben dem Einnehmen des Ritalins) ein Konzentrationsprogramm via Neurofeedback. Ich glaube, das wird von einer Psychologin durchgeführt. Laut seinen Eltern hilft es ihm sehr!
hütin
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Re: Ritalinersatz

Beitrag von hütin »

Bradley hat geschrieben: Und selbst wenn, wo ist der Leidensdruck tatsächlich, auf der Seite der Erwachsenen die mehr Zeit aufwenden müssen für das Kind oder tatsächlich beim Kind? Und meistens ist das Problem ja nicht zu Hause akut, sondern in der Schule.
Bei einem ADHS sind die Probleme auch zu Hause sehr akut! Diese Eltern kommen tagtäglich mehr als an ihre Grenzen. Und nicht einfach, weil das Kind etwas mehr Zeit braucht und vielleicht ausgeprägter 'täubelet' als andere.
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Glückskäferli
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Re: Ritalinersatz

Beitrag von Glückskäferli »

Hoi Hut

Die Diagnose wurde von einem Kinderpsychiater, gefällt, nach einer längerer Zeit ( es waren mehrere "Sitzungen" notwenidig ). Sie wurde nicht einfach so von einem Arzt gestellt.

Die Mutter kommt öfters am Tag an ihre grenzen, weil er einfach nicht das macht, was er sollte.



Glückskäferli
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Bradley

Re: Ritalinersatz

Beitrag von Bradley »

hütin hat geschrieben:
Bradley hat geschrieben: Und selbst wenn, wo ist der Leidensdruck tatsächlich, auf der Seite der Erwachsenen die mehr Zeit aufwenden müssen für das Kind oder tatsächlich beim Kind? Und meistens ist das Problem ja nicht zu Hause akut, sondern in der Schule.
Bei einem ADHS sind die Probleme auch zu Hause sehr akut! Diese Eltern kommen tagtäglich mehr als an ihre Grenzen. Und nicht einfach, weil das Kind etwas mehr Zeit braucht und vielleicht ausgeprägter 'täubelet' als andere.
Als ich schrieb, dass die Ritalin-Industrie und die ADHS-Hysterie den wirklich betroffenen nicht hilft meinte ich genau solche Fälle. Ich glaube, dass es Kinder gibt denen dieses Medikament hilft. Aber wie Burn-Out, das plötzlich fast jeder zu haben scheint und auch mir zu Anfang des Diabetes diagnostiziert wurde anstatt den BZ zu prüfen, wird ADHS auch gerne mal als Diagnose mitgenommen um ein Kind ruhig zu stellen.
Aber wenn ich lese, dass man in Deutschland 5% der Kinder mit ADHS diagnostiziert und davon ausgeht, dass 10% der Kinder wegen ADHS therapiert werden sollten und ADHS vorrangig ein Problem von Einkommensschwachen Familien sei, frage ich mich schon wo das Problem wirklich liegt.

Ich habe meine Erfahrungen mit Psychiatern und Psychologen, gute wie schlechte. Und wie bei Diabetologen auch gibt es eine handvoll Perlen und beim Rest braucht man Glück.

Gruss Bradley
Zuletzt geändert von Bradley am Mo 11. Jun 2012, 22:10, insgesamt 2-mal geändert.
Bradley

Re: Ritalinersatz

Beitrag von Bradley »

forti hat geschrieben:Ich habe etwas meine Mühe mit der Diskussion hier. Grundsätzlich halte ich es da mit Hut. Die Aussagen von Bradley sind die eines Stammtischdiagnostikers. Für einen Menschen mit ADHS ist Ritalin meist eine unglaubliche Beruhigung. Zynische Bücher und Artikel von Spezialisten, welche in einem schlecht erforschten Gebiet vorschnell ihre Schlüsse ziehen, finde ich mühsam. Da wird auch wieder einer Gruppe Menschen geraten, wie sie sich verhalten sollen. "Geht mal in die Pfadi!". Wie bei den Übergewichtigen: "Esst weniger und Bewegt euch mehr!" Warum ist man selbst berechtigt diese Ratschläge zu erteilen? Man leidet selbst nicht unter den Problemen und muss daher wissen, wie es richtig geht. Rein Wissenschaftlich ist dies aber schwach. Stammtisch Mediziner Urteilen nämlich lediglich aus eigener Erfahrung. Das wäre eine wissenschafliche Studie mit nur einem Probanden, welcher am Anfang das Problem, welche untersucht wird, gar nicht hatte.
Schön, dass du mich, meine Erfahrungen und meinen Hintergrund so gut kennst, dass du gleich als erstes persönlich wirst und mich als Stammtischdiagnostiker hinstellst. Darf ich fragen woher du mich kennst, mir bist du nämlich völlig unbekannt.

Vielleicht versuchst du mal zu verstehen was ich geschrieben habe, dann können wir gerne weiterdiskutieren. Denn behauptet, dass es ADHS nicht gibt, habe ich niergends, auch nicht, dass es Fälle gibt in denen Ritalin hilft.

Den Satz von mir hast wohl einfach überlesen nehme ich mal an:
Bradley hat geschrieben: Und schlussendlich hilft diese Ritalin-Industrie auch denen nicht, die wirklich ein ADHS-Kind haben das Hilfe benötigt.
Kann passieren, ist einfach doof wenn man beleidigend geworden ist ;)


Gruss Bradley
Zuletzt geändert von Bradley am Mo 11. Jun 2012, 22:17, insgesamt 4-mal geändert.
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Re: Ritalinersatz

Beitrag von hut »

Die Diagnose wurde von einem Kinderpsychiater, gefällt, nach einer längerer Zeit.
Danke für die präzisierung Glückskäferli.
Ich kann mir absolut vorstellen, dass Ritalin unter den gegebenen Umständen eine unterstützende Massnahme sein kann. Ritalin alleine wird aber das Problem nicht besteitgen können. Ich gehe davon aus, dass der Kinderpsychiater die Eltern darin Instruiert, welche Massnahmen für das Kind (nebst einer allfällig notwenigen Ritalinbehandlung) für das betroffene Kind sinnvoll und notwendig sind. Sicher macht es auch Sinn, dass sich die Eltern mit dem behandelnden Arzt auch über allfällige homöopatische Behandlungsmöglichkeiten unterhalten, wahrscheinlich wird er dafür ein offenes Ohr haben.
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